Unveröffentlichtes drängt nach draußen. Als ob es ein Repertoiredefizit gäbe. Zumindest haben Solisten ihre Freude daran, Lücken zu schließen. So auch Bruno Meier, wenn er eigens recherchierte und rekonstruierte „Deutsche Flötenkonzerte“ der klassisch-romantischen Epoche als CD-Premieren vorstellt.
Doch wie sind diese Werke, abgesehen von ihrer kulturhistorischen Relevanz, zu bewerten? – Locker strukturiert hat Peter von Winter (1754–1825) sein „Flötenkonzert Nr. 1 d-moll“, was als formale Schwäche empfunden werden kann, aber durch unerwartete Motivwechsel und instrumentale Dichte gerade in den dialogischen Solistenpartien mehr Spannung hat als das „Flötenkonzert Nr. 2 d-moll“ mit artiger Rhetorik und schwachem Temperament im Polacca-Satz. – Zum pompösen Orchesterklang schmeichelt Bruno Meier im „Flötenkonzert d-moll“ von Franz Lachner (1803–1890) mit femininer Attitüde der Hautevolee, ein schlankes Grazioso zum runden Maestoso. Das wirkt partiell doch zu devot. Nur das „Flötenkonzert Es-Dur“ von Antonio Rosetti (1750–1792) ist in Maß und Form ohne Makel attraktiv.
Nach dramatischer Stringenz und einer nicht übertrieben virtuosen Flötenkadenz wendet es sich zu einem tragischen Thema, das schließlich heiter entspannt wird. Eben nicht typisch (?) deutsch, sondern von universalem intellektuellen Format, dem Bruno Meier und das Prager Kammerorchester sich mit hörbarem Engagement widmen.