Ryan Adams hat es wieder getan. Eigentlich zum dritten Mal. +++ Neil Young & Crazy Horse gehen mit „World Record“ das dreizehnte gemeinsame Album an. +++ Es war tatsächlich schwer gegen Ende des Jahres 2022 am Schwestern-Duo Larkin Poe vorbeizukommen. +++ Endlich wieder Iggy Pop, endlich wieder Iggy Pop und Punk. „Every Loser“ ist Iggys neunzehntes Album.
Ryan Adams hat es wieder getan. Eigentlich zum dritten Mal. Und sozusagen zum fünften Mal. Irgendwie ist es ihm gelungen, schnell noch zwei weitere Alben – und damit im Jahr 2022 insgesamt fünf – unter den Christbaum zu schieben. Nach „Chris“, „Romeo & Juliet“ und „FM“ sind die Alben „Nebraska“ und „Devolver“ Nummer vier und fünf. Aber der Reihe nach. Beim Albumtitel „Nebraska“ klingelt es gewiss. Gewiss steht dieser Titel nur einem zu: Bruce Springsteen. Womit wir beim Thema wären. Ryan Adams hat das Jahrhundertalbum vom „Boss“ gecovert. Das hat er, Ryan Adams, bereits vor einigen Jahren überaus erfolgreich mit Taylor Swifts Album „1989“ getan. „Nebraska“ ist als Hommage zu sehen. Und entsprechend respektvoll und relativ ungehobelt nähert sich Ryan Adams den Nebraska-Songs. Das gelingt gut. Sehr gut sogar. Denn er bleibt am Original, entfernt sich jedoch insbesondere gesanglich und gitarrentechnisch hier und da geschickt von der hemdsärmeligen Schrammelei Springsteens. Ryan Adams’ „Nebraska“ ist kein anderes „Nebraska“, aber ein leicht entstaubtes. Das Album „Devolver“ dagegen ist wiederum ein klassisches Adams-Album. Rudimentär, dennoch ausgefeilt. Rock, Pop (80er natürlich!) und versteckter Bluesrock. Die Einfachheit zeigt sich letztlich in der Albumlänge mit knapp 30 Minuten und Songs, die knapp jene ominöse 3-Minuten-Grenze reißen. Damit verbunden ein ungeschliffener, zuckersüßer Charme der Songs, die allesamt mit simplen Arrangements und Instrumentierungen auskommen. Feine Alben. (PAX AM)
Neil Young & Crazy Horse gehen mit „World Record“ das dreizehnte gemeinsame Album an. Natürlich mit einer Botschaft. Auch diesmal geht es um unseren Planeten, der all den Kriegen, Krisen und Zerstörungen trotzt. Und dennoch bedarf es der eindringlichen Warnung Neil Youngs, gefälligst alles dafür zu tun, diese Erde zu erhalten (Love Earth). Musikalisch diktiert wenig überraschend der bluesige Folk das Geschehen. Oft mit akustischen Gitarren, aber auch mit den typisch angenehm knarzenden wie verzerrten Young-Gitarren (I walk with you). Aufgenommen von Star-Produzent Rick Rubin, zeichnen sich die Songs durch eine lockere Präsentation aus, verfehlen aber trotzdem nicht den Young impliziten Pessimismus (oder zynischen Realismus). Letztendlich biegen Neil Young & Crazy Horse innerhalb der elf Songs, darunter das fünfzehn minütige „Chevrolet“, ihre gepflegte Schwarzmalerei schon noch gekonnt in Richtung Optimismus. (Reprise Records)
Es war tatsächlich schwer gegen Ende des Jahres 2022 am Schwestern-Duo Larkin Poe vorbeizukommen. Die Promotion für ihr sechstes Album „Blood Harmony“ sowie einige begleitenden Livetermine in Europa waren unüberhörbar. Und das nicht völlig zu Unrecht. Rebecca und Megan Lovell lieben den Roots Rock, den tiefschwarzen Nashville Blues und den geordneten Einsatz der Lap Steel-Gitarre. Und weil das für europäische Ohren oft ungewöhnlich, manchmal exotisch klingt, haben Larkin Poe für „Blood Harmony“ gute Songs geschrieben. Deren düsterer Nashville-Ursprung erhalten blieb, allerdings mit einer guten Portion Radiorock und Mainstream-Blues verdichtet. Das fetzt. Ein wirklich gelungenes, europäisches Album, das mit „Kick the Blues“, „Georgia Off My Mind“ oder „Bad Spell“ perfekte Einstiegs- und Kennenlernnummern enthält. Böse formuliert: Larkin Poe sind Shania Twain in der coolen Version. (Tricki-Woo Records)
Endlich wieder Iggy Pop, endlich wieder Iggy Pop und Punk. „Every Loser“ ist Iggys neunzehntes Album. Und bringt ihn zurück zum Punk, den er für ein paar Alben ein klein wenig aus den Augen verloren hatte. Ob diese Rückwendung mit Wunder-Produzent Andrew Watt oder den erlesenen Begleitmusikern (u.a. Guns n’ Roses-Bassist Duff McKagan, Red Hot Chili Peppers-Schlagzeuger Chad Smith, Pearl Jam-Gitarrist Stone Gossard sowie der verstorbene Foo Fighters-Schlagzeuger Taylor Hawkins) zu tun hat? Egal. „Every Loser“ ist ein amtliches und astreines Rockpunkpop-Album. Oft schnell, bisweilen hart und unbarmherzig (Frenzy; Neo Punk), aber auch harmonisch und versöhnend (Morning Show, New Atlantis). Iggy’s back. (Gold Tooth Records)