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„Anthologie de musique de films“ (BMG Rights Management)
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Romy, Claude, Chet und all die anderen

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CD-Anthologie des französischen Filmkomponisten Philippe Sarde
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Sein Name wird auf ewig mit Romy Schneider verbunden sein: Philippe Sarde. War er es doch, der Romys gemeinsame Filme mit Claude Sautet orchestriert hat. Wie Georges Delerue und Michel Legrand in den Sixties hat er in den Siebzigern den Sound des französischen Kinos geprägt. Zum ers­ten Mal bietet nun eine 6-CD-Box einen chronologischen Überblick seines Schaffens: „Anthologie de musique de films“ (BMG Rights Management). Rund 100 Kompositionen aus über fünf Jahrzehnten wurden dafür ausgewählt. So wird auf einer Reise durch die Zeit die musikalische DNA seiner Scores offen gelegt: Klassik, Jazz & Folklore.

Philippe Sardes filmmusikalische Karriere begann 1969 mit einem Klassiker des französischen Kinos: „Les choses de la vie“. Unvergesslich Romys bittersüßes „Chanson“ daraus, das sie gemeinsam mit Michel Piccoli singt. Es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, zwischen Romy Schneider und ihrem Hausregisseur Claude Sautet. Und Philippe Sarde wurde zum Hausmusikus von Sautet, der all seine wunderbaren Melodramen orchestrierte: „Max et les ferrailleurs“, „César et Rosalie“, „Vincent, François, Paul et les autres“, „Mado“ oder „Nelly et Monsieur Arnaud“.

Die Anfänge

In den Anfangsjahren hat Sarde seine Scores mit Moog-Elementen versehen, später sehr kammermusikalisch angelegt. In jenen Jahren hat er aber auch das musikalische Gesicht von vielen weiteren Klassikern des französischen Films geprägt: „Le chat“, „La grande bouffe“, „Liza“, „Le Juge et l‘assassin“, „Adieu poulet“ oder Bressons „Lancelot du lac“. Im Laufe der Zeit entwickelten sich Arbeitsfreundschaften mit Marco Ferreri, Bertrand Tavernier, André Téchiné, Yves Boisset, Georges Lautner und Roman Polanski, für den er einen seiner schönsten Scores komponierte: „Tess“, ein großorchestrales Schmuckstück der siebziger Jahre.

Jazz included

Ab Mitte der Siebziger engagierte Philippe Sarde auch immer wieder Jazzmusiker für seine Scores. So erklang auf „Mado“ das Baritonsaxophon von John Surman oder spielte Stan Getz sein Tenorsaxophon auf „Mort d‘un pourri“, wie einst bei Eddie Sauters „Focus“-Projekt, das hier eindeutig Pate gestanden hat. Bei der Filmmmusik zu dem Belmondo-Vehikel „Flic ou voyou“ glänzten: Chet Baker, Hubert Laws, Ron Carter und Billy Cobham. Später tauchten bei den Aufnahmesessions auch Stephane Grappelli, Herbie Hancock, Wayne Shorter, Clark Terry, Phil Woods oder Toots Thielemans auf. Viele ihrer Solos sind herausragend. Und ein weiteres Puzzlestück in den Diskografien dieser Künstler, die abseits der „Jazz“-Welt manche „Gebrauchsmusik“ veredelt haben.

Regisseur oder Musiker?

Mit zwanzig hatte Sarde einige Kurzfilme inszeniert, zu denen er auch die Musik komponiert hat: „Le Pera“ über zwei Generationen von Sängern an der Pariser Oper und „Florence“, der über seinen zukünftigen Lebensweg entscheiden sollte: eine privaten Vorführung würde die Würfel fallen lassen. Sollte es Regisseur werden oder Musiker? Würden die Zuschauer sagen, „so ein schöner Film“, wäre es in die eine Richtung gegangen. Sollten die Anwesenden aber von seiner Filmmusik schwärmen, in die andere.

Vaterfigur Sautet

Und so landetet Sarde beim Kino, als Komponist. Seine Vaterfigur wurde Claude Sautet, der dem jungen Mann seine erste Chance gab. Und Philippe Sarde nutzte diese Chance fast traumwandlerisch sicher. „Les choses de la vie“ wurde zu seiner musikalischen Visitenkarte. Bald riss sich die französische Filmszene um ihn. Bis heute entstanden rund 250 Scores. Anfang der 1980er-Jahre, nach der Oscar-Nominierung von Polanskis „Tess“-Verfilmung, wurde Sarde auch von Hollywood entdeckt. Sehr eng wurde dort die Zusammenarbeit mit Marshall Brickman, der das Drehbuch für Woody Allens „Manhattan“ geliefert hat. Aber auch Jerry Schatzberg, Jim McBride oder Hugh Hudson schätzten seine Dienste. Herausragend seine Zusammenarbeit mit Costa-Gavras bei „Music Box“. Eine Spieldosenmelodie verbindet für die Protagonisten Vergangenheit und Gegenwart.

Von Romy zu Rodin

Ein schönes Gegenstück ist das zu all seinen „großen“ Scores der 1980er-Jahre: „Fort Saganne“ oder zu den beiden Annaud-Filmen „La guerre du feu“ („Am Anfang war das Feuer“) und „L’ours“. Im Gedächnis blieb zuletzt 2017 seine Musik zu Jacques Doillons „Rodin“-Film. Von Romy zu Rodin, das beschreibt vielleicht sehr schön seinen filmmusikalischen Weg der letzten fünf Jahrzehnte, der hier sehr vorbildlich dokumentiert ist.

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