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In seinem Lieblingsclub: Count Basie 1958

Untertitel
Jazzneuheiten, vorgestellt von Marcus A. Woelfle
Vorspann / Teaser

Was waren das noch für Zeiten in den 1950er Jahren! Wollte man eine Band live hören, musste man nicht einen bestimmten Tag vormerken, denn meistens war diese für einen längeren Zeitraum engagiert. Größer waren die Vorteile für die Musiker. Sie konnten im Club heimisch werden, Freundschaften anknüpfen, tagsüber die Atmosphäre der Stadt aufnehmen und das schlug sich positiv in der Musik nieder. Veröffentlicht man alle von so einem Gastspiel überlieferten Aufnahmen, dann ergibt es meist CD-Boxen, vor deren Umfang man nicht zurückschrecken sollte, ermöglichen sie doch besondere Zeitreisen. Einige von ihnen wollen wir in dieser Kolumne in lockerer Folge vorstellen.

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„Es ist gut, wenn man sich eine Zeit lang in einem Club einrichten kann. Man hält eine Band ziemlich glücklich, wenn die Jungs sich dort einleben können. Aber zu viele One-Niters sind wirklich ein Hindernis. Wir machen nicht viele davon, aber ich finde, man sollte die abgelegenen Gegenden besuchen, wo man vielleicht nicht so oft hinkommt“ meinte 1958 Count Basie und erklärte das Crescendo in Los Angeles zu seinem Lieblingsclub neben dem New Yorker Birdland. „Count Basie & His Atomic Band: Complete Live at the Crescendo 1958“ trägt in guter Aufnahmequalität zusammen, was von seinem Gastspiel erhalten ist. Um 1954 hatte Count Basie mit zähem Fleiß sein Orchester aus einer langjährigen Talsohle geführt. In den nächsten Jahren wurde sie in den Meinungsumfragen immer öfter als führende Jazzband genannt und 1958 wurde Basie sogar in die Hall of Fame der Fachzeitschrift „Down Beat“ aufgenommen.

In diesem Jahr wurde auch ein berühmtes Album veröffentlicht, das als „The Atomic Mr. Basie“ in die Geschichte einging, obgleich auf der Plattenhülle nicht dieser Titel steht, sondern die Erfolgsformel „E=MC²= Count Basie Orchestra + Neal Hefti Arrangements“. Mit einem großen Atompilz auf der Plattenhülle zu werben, um die Power und Schlagkraft des Klangkörpers zu illustrieren, war eine grobe Geschmacksverirrung (die Charles Mingus 1962 konterte mit einem Champignon und „Oh Lord, Don‘t Let Them Drop That Atomic Bomb On Me“ auf dem Album „Oh, Yeah“).

Die vorliegende Veröffentlichung wiederholt diesen Schnitzer sogar, indem sie das Orchester als Atomic Band tituliert. Das ist aber der einzige Tadel, den die 5-CD-Box trifft, deren Aufnahmen zwischen 24. Juni und 2. Juli 1958 entstanden und zuvor zum Teil auf drei einzelnen Alben unter dem Titel „Count On The Coast“ der schwedischen Firma Phontastic zu hören waren. Sie zeigen die Band auf dem Höhepunkt ihrer Popularität und dies mit einer Ausrichtung, die in einem gewissen Gegensatz zu der Ästhetik stand, die sie in den 1930er Jahren berühmt gemacht hatte. Bezog sie damals einen Gutteil ihrer Wirkung aus head-arrangements und Riffs, die dem Orchester die Lockerheit und Spontaneität einer kleinen Gruppe gaben, so sind hier ausgefeilte Arrangements Trumpf.

An hochkarätigen Solisten (darunter die Trompeter Thad Jones und Joe Newman und die Saxophonisten Frank Wess und Frank Foster) fehlt es nicht, sie haben zum Teil größeren solistischen Spielraum als auf den Studioalben; mit Joe Williams („Everyday I Have The Blues“) und dem Einsteiger Sammy Davis („Hallelujah, I Love her So“), sind Gesangstars dabei. Basie, Freddie Green (g), Eddie Jones (b) und Sonny Payne (d) bilden das Rhythmusteam. Im Gegensatz zu „E=MC²“ und dem Nachfolgealbum und „Basie Plays Hefti“, deren Stücke auch live im Zentrum stehen („Whirly-Bird“, „Li’l Darlin“) fehlt der geniale Tenorist Eddie „Lockjaw“ Davis, dafür gibt es größere stilistische Vielfalt durch Arrangements von Größen wie Ernie Wilkins und Foster sowie Rückgriffe auf älteres („April In Paris“) und ältestes („One O’Clock Jump“) Material.

Unfehlbares rhythmisches Gefühl, präzises Zusammenspiel und starke Vitalität gehen Hand in Hand. Bei aller Betonung der Arrangements klingt das Orchester nie überladen, denn Basie war ein Meister der Einfachheit, der mit einem Minimum von Tönen am Klavier Linien von größter rhythmischer und melodischer Intensität schuf. (Finger Poppin’ Records).

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