Jack White, Gründungsmitglied der berühmten Combo „The White Stripes“, ist ja nun doch schon lange als Solist unterwegs. „Entering Heaven Alive“ ist 2022 das zweite Album +++ Interpol aus New York vereinen all diese possierlichen Begriffe wie „Indie-Rock“, „Post-Punk“ oder „Alternative“ mühelos. +++ Was kann man über den amerikanischen Musiker Ben Harper (u. a. drei Grammys) schon noch sagen? +++ Der Schotte Paolo Nutini rangiert irgendwo zwischen Geheimtipp +++ Bilbao liegt ausnahmsweise in Hamburg. Hier darf man die Band Bilbao verorten. Und sie feiern. +++ Bryde ist eine britische Indie-Musikerin, die sich den stillen Tönen verschrieben hat.
Jack White, Gründungsmitglied der berühmten Combo „The White Stripes“, ist ja nun doch schon lange als Solist unterwegs. „Entering Heaven Alive“ ist 2022 das zweite Album, nachdem im Frühjahr „Fear of The Dawn“ erschien. Wie die Jahreszeiten unterscheiden sich ebenso beide Alben. „Entering Heaven Alive“ ist leger formuliert das ruhigere Album. Streicher (Help me along), viele Akustikgitarren und leisere Töne fallen auf. Insgesamt ein mehr als ordentliches Singer/Songwriter Album. Mit klaren Wurzeln im Blues, mit deutlichen Ausschlägen Richtung Rock und kleinen Beatles-Souvenirs wie im rührigen „Queen of the bees“. Insgesamt eine anständige „Zwei“. (Third Man Records)
Interpol aus New York vereinen all diese possierlichen Begriffe wie „Indie-Rock“, „Post-Punk“ oder „Alternative“ mühelos. Auch das mittlerweile siebte Album „The Other Side of Make-Believe“ lässt sich in diesen Kategorien ablegen. Ohne damit allerdings eine handfeste Aussage zu treffen. Denn wie immer: Interpol agieren unauffällig. Irgendwo schmuggeln sich Achtziger-Beats in die Songs (Toni), dennoch ist eine moderne Fragilität, die 2022 angebracht scheint, zu hören. Vermeintlich rockig ausufernde Nummern wie „Mr. Credit“ fangen Interpol ein, bevor sie allzu „au courant“ werden. Vor allem das Schwelgenlassenkönnen und die cineastischen Perspektiven machen „The Other Side of Make-Believe“ zu einem hörenswerten Interpol-Album (wunderbar: Passenger), das man sich – große Überraschung – erarbeiten muss. (Matador Records)
Was kann man über den amerikanischen Musiker Ben Harper (u. a. drei Grammys) schon noch sagen? Rein formal ist „Bloodline Maintenance“ sein 17. Album. Und ein brillantes. Harper lässt sich von allen je dagewesenen Musikrichtungen inspirieren und fügt sie so fließend in seine Ideen, in seinen Spirit ein, dass man tatsächlich glaubt, er hätte das alles erfunden. Dazu hat Harper selbstverständlich textlich immer etwas zu sagen. Eine sinnvolle Botschaft zu verkünden. Wie in „We need to talk about it“, in dem er die Sklaverei noch einmal unverhohlen darstellt. Musikalisch sicher einer der zehn besten Songs der letzten zehn Jahre. Natürlich, weil der Text dem Song die passende Tragweite eröffnet. „Bloodline Maintenance“ ist ein wahres Werk. (Chrysalis Records)
Der Schotte Paolo Nutini rangiert irgendwo zwischen Geheimtipp und „ja, irgendwo schon mal irgendwas gehört von ihm“. Kein Wunder. Sein letztes Album stammt immerhin aus dem Jahr 2014 (Caustic Love). „Last Night In The Bittersweet“ soll also nun das gegenwärtige Album sein. Und der Titel ist Programm. Bittersüß rotiert Nutini zwischen Rock, Pop und eventuell sogar einer seltsamen Eigenart des Punks. Alles eingetaucht und eingehüllt in eine hypnotische Luftblase, der man kaum entwischen kann. Oder mag. Das ist zwar oft herausfordernd, weil Nutinis Songs mitunter aus unzähligen Brüchen und Verquerungen bestehen, dennoch bleibt am Ende eine heimelige Schwermut, eine scheinbar erfüllte Sehnsucht, denen man beiden nachläuft wie das Hündchen dem Stöckchen. (Atlantic Records)
Bilbao liegt ausnahmsweise in Hamburg. Hier darf man die Band Bilbao verorten. Und sie feiern. Für ein tolles Album namens „Shake well“. Wir hören leichtgängigen Pop, der aber greifbar seine Wurzeln in „unabhängig“ genannter Musik hat. Also nichts für das gemeine wie gängige Radio, eher die jungen, hippen Spartensender. Songs wie „Parasols“ oder „Slow it down“ kann man nur als schön bezeichnen. Bilbao verwaltet in jedem Song eine bescheidene Melancholie, die man schnell unterschätzt. Die aber nach dem Hören durchaus positive Nebenwirkungen hat. Gut, dass so etwas wieder mal aus Deutschland kommt. (PIAS Recordings)
Bryde ist eine britische Indie-Musikerin, die sich den stillen Tönen verschrieben hat. Zwei Alben hat sie bereits veröffentlicht. „Still“ ist das dritte. Und es wurde ein unfassbar gefühlsbetontes Album. Das sich freilich um die Liebe dreht. Mit tollen Refrains (Silver Suns), die wie Platzregen hereinbrechen. Mit beglückenden Strophen wie in „Backless Dress“, die gleichzeitig Zucker und Salz sind. Dazu eine bezaubernde Stimme, die zwischen all der genügsamen wie fürstlichen Instrumentierung immer präsent und verleitend bleibt. Ein Album zum Versinken. (Easy Life Records)