Über die Fragwürdigkeit des Etiketts „authentisch“ muss hier nicht ein weiteres Mal räsoniert werden, aber wenn eine CD-Box auf allen verfügbaren Kanälen dafür beworben wird, sie sei die erste Gesamteinspielung von Mozarts Klaviersonaten auf dessen eigenem Fortepiano, dann landet man wohl oder übel bei eben dieser Frage nach der „Authentizität“. Nun denn: Näher an die klanglichen Möglichkeiten, die Mozart bei einem Tasteninstrument voraussetzen konnte, als diese Aufnahmen, kann man wohl tatsächlich nicht kommen.
Sein Instrument von Anton Gabriel Walter (zirka 1782) ist heute im Besitz der Stiftung Mozarteum Salzburg, in deren Großem Saal die Sonaten 2017 und 2018 auch eingespielt wurden. Es scheint in einem ausgezeichneten Zustand zu sein und entfaltet unter den Händen des Mozart-Spezialisten Robert Levin einen sehr speziellen, silbrig-perkussiven Klangwitz. Die leichte Schärfe in den Obertönen – in manchen Tonarten kommt eine gewöhnungsbedürftige Stimmung hinzu – führt allerdings auch schnell zu einer gewissen Hörermüdung und eignet sich nicht besonders für innige Mittelsätze. In quirligen Sonatenformen schlägt dann aber die Stunde des Robert Levin, denn dieser erfüllt eine für Mozart verbürgte Aufführungspraxis auf beglückende Weise mit Leben: Er verziert wiederholte Formteile nicht nur ein bisschen, sondern weicht mit einer Kreativität und Stilsicherheit vom Notentext ab, die einen schlicht umhaut. Ein Höhepunkt ist hier der Kopfsatz der F-Dur-Sonate KV 332. Sehr gut gelingen Levin auch die gewichtigen Moll-Sonaten, für Freunde der Vollständigkeit gibt es komplettierte Fragmente obendrauf. Schade, dass die mal römische, mal arabische Nummerierung der sieben CDs beziehungsweise der im noblen Schuber verwahrten Doppelhüllen so verwirrend schief ging.