CD-Empfehlungen von Mátyás Kiss, Hanspeter Krellmann und Wolf Loeckle
Melchior Franck: Gehet hin in alle Welt – Gemmulae Evangeliorum Musicae; Norddt. Kammerchor, Ltg.: Maria Jürgensen. MDG SACD 902 1829-6 (Naxos)
Abwechslungsreiche Auswahl erstmals eingesungener, weitgehend homophoner Motetten und „kleiner geistlicher Konzerte“ aus einer 1623 erschienenen, das ganze Kirchenjahr umspannenden Publikation des ebenso produktiven wie qualitativ herausragenden Coburger Schütz-Zeitgenossen Melchior Franck: 29 prägnante Vertonungen zentraler Stellen aus der Lutherbibel erweckt der Norddeutsche Kammerchor klangschön und in perfekter Intonation zum Leben.
Mátyás Kiss
Kalevi Aho: Symphonie 15 u.a. Lahti Symphony Orchestra, Dima Slobodeniouk u.a. BIS 1866 (Klassik Center Kassel)
Aho, 65, finnischer Großkomponist mit sechzehn Sinfonien, ist in Hamburg und Lübeck gespielt worden. Eine weitere Spurenlese läuft in Deutschland ins Leere. Die 15. Sinfonie des Rautavaara-Schülers birst von Fantasiefülle, entlädt sich kraftvoll-ausladend, manchmal alten Klang- und Figuren-Mustern zugeneigt, entgleitet nie in Klischee-Untiefen. Diese überzeugend kalkulierte Gebrochenheit reizt, die gelungene Aufnahme kennenzulernen.
Hanspeter Krellmann
Johann Sebastian Bach: Kantate BWV 147, Magnificat BWV 243; Münchener Bach-Chor und Bach-Orchester, Hansjörg Albrecht. Oehms Classics (2 CDs)
Die BRD sozialisierte sich in Sachen Johann Sebatian Bach via Karl Richter. Was da aus spätromantisch-theatralischer Emotions-Diktion in digitalen Speichern einer (neuen) Entdeckung harren könnte, interpretieren jetzt, historisch aufgeklärt und ganz zeitgemäß, die aktuellen Köpfe des legendären Münchener Bach-Chors. Die Jubiläums-CD dokumentiert das in kristalliner musikalischer Haltung, wunderbar gesungen, faszinierend intellektuell durchpulst.
Wolf Loeckle