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Heino Eller: Violinkonzert b-Moll, Symphonische Legende, Fantasie für Violine und Orchester, Symphonie Nr. 2. Baiba Skride, Violine; Estonisches National-Symphonieorchester, Olari Elts. Ondine
Heino Eller: Violinkonzert b-Moll, Symphonische Legende, Fantasie für Violine und Orchester, Symphonie Nr. 2. Baiba Skride, Violine; Estonisches National-Symphonieorchester, Olari Elts. Ondine
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unüberhörbar 2019/06

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Ausgewählt von Bojan Budisavljevic, Christoph Schlüren, Michael Kube und Hans-Dieter Grünefeld
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Heino Eller: Violinkonzert b-Moll, Symphonische Legende, Fantasie für Violine und Orchester, Symphonie Nr. 2. Baiba Skride, Violine; Estonisches National-Symphonieorchester, Olari Elts. Ondine +++ Thomas Wilson: Symphonies Nos. 3 & 4. Royal Scottish National Orchestra. Rory Macdonald. Linn +++ Turkish Music for Solo Violin: Werke von Ahmed Adnan Saygun, Onur Türk­men und Mahir Cetiz. Ellen Jewett, Vio­line. Naxos +++ Springtime in Yugoslavia: Werke von Fran Lhotka, Krešimir Baranovic, Josip Štolcer-Slavenski u.a., Nationaltheater Zagreb, Belgrader Philharmonie. Eloquence Classics

Heino Eller: Violinkonzert b-Moll, Symphonische Legende, Fantasie für Violine und Orchester, Symphonie Nr. 2. Baiba Skride, Violine; Estonisches National-Symphonieorchester, Olari Elts. Ondine

Der Komponist Heino Eller (1887–1970) begründete die klassische Musik in Estland als genuinen Nationalstil. Wegen sowjetischer Repression werden seine Werke erst allmählich in Westeuropa wahr- und aufgenommen, so wie die folk-impressionistische „Symphonische Legende“ mit hellen freundlichen Klangfarben. Das Violinkonzert hat episch-lyrische Struktur, von Baiba Skride mit souveräner Virtuosität in der langen Kadenz und Sinn für die Dramaturgie interpretiert. Ebenso die melancholische „Fantasie“ mit deren distinguiertem Cantus. Elegante Stimmführung trotz tragischem Sujet hat die „Symphonie Nr. 2“, ein Merkmal, auf das Olari Elts und sein Orches­ter achten. Superb! [Hans-Dieter Grünefeld]

Thomas Wilson: Symphonies Nos. 3 & 4. Royal Scottish National Orchestra. Rory Macdonald. Linn

Seine Werke sind kaum auf CD vertreten und im Konzertsaal sucht man sie ohnehin vergebens. Dabei haben die Sinfonien von Thomas Wilson (1927–2001), der sich als schottischer Komponist verstand, einiges zu sagen. Sie stehen, einsätzig angelegt und mit einer Dauer von jeweils einer halben Stunde, fest in der Tradition der Gattung, sofern man darunter Partituren versteht, die weite Räume durchschreiten und zyklisch gestalten. Mehr bei Berg als bei Bartók anknüpfend, nimmt Wilsons Tonsprache den Hörer mit auf eine Reise: „For me, music does not simply describe, it must explore!“. Und ja, diese Einspielung führt tatsächlich in eine gebrochene nachromantische, surrealistisch gefärbte Welt. [Michael Kube]

Turkish Music for Solo Violin: Werke von Ahmed Adnan Saygun, Onur Türk­men und Mahir Cetiz. Ellen Jewett, Vio­line. Naxos

Ahmed Adnan Saygun (1907–91) war gemeinsam mit den gleichaltrigen Erkin und Rey der bedeutendste türkische Komponist. Einflüsse Bartóks und französischer Provenienz verbinden sich mit hochchromatischer Modalität. Endlich liegt nun, exzellent von Ellen Jewett dargeboten, seine horrend herausfordernde, in der kühn dissonanten Freitonalität von Bartók weiterschreitende Sonate für Violine solo von 1961 auf CD vor, mit kräftigem Naturhall in einer kappadokischen Höhle aufgenommen. [Christoph Schlüren]

Springtime in Yugoslavia: Werke von Fran Lhotka, Krešimir Baranovic, Josip Štolcer-Slavenski u.a., Nationaltheater Zagreb, Belgrader Philharmonie. Eloquence Classics

1955, als Decca innerhalb eines knappen Halbjahres in Jugoslawien gleich sieben Hauptwerke der russischen Opernliteratur aufnahm (siehe nmz 11/2018), entfielen Studiokapazitäten auch auf Inländisches, Orchesterwerke der 1920er- und 30er-Jahre, die kurz zuvor noch dem stalinistischen Verdikt verfallen wären. So holten sich die jugoslawischen Musiker diese Stücke zurück und stellten sie damit auch auf dem internationalen Plattenmarkt vor, vor allem die Ballettmusiken „Der Teufel im Dorfe“ von Fran Lhotka und „Das Lebkuchenherz“ von Krešimir Baranovic. Beides gekonnte, blitzsaubere Partituren, deren mitreißender Folklorismus mehr nach Kodály denn nach Bartók geriet. Erstaunlich der eklektische Pantheismus von Štolcer-Slavenskis hollywoodreifer „Orientalischer Sinfonie“. Darin aber auch ein Kind der Zeit. [Bojan Budisavljevic]

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