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unüberhörbar 2020/11

Untertitel
Antonio Caldara and the cello | Johannes Brahms: Sonaten op. 120, 1 & 2 | Sergei Prokofiev: Symphonien 1,2,3
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Antonio Caldara and the cello. Instrumentale und vokale Kammermusik. Josetxu Obregón, Barockcello & Leitung; Eugenia Boix, Sopran; Luciana Mancini, Mezzosopran; Ensemble La Ritirata. +++ Johannes Brahms: Sonaten f-Moll und Es-Dur op. 120, 1 & 2; Jörg Widmann: Intermezzi für Klavier. András Schiff, Klavier; Jörg Widmann, Klarinette. +++ Sergei Prokofiev: Symphonien 1,2,3; Bergen Philharmonic Orchestra; Andrew Litton.

Antonio Caldara and the cello. Instrumentale und vokale Kammermusik. Josetxu Obregón, Barockcello & Leitung; Eugenia Boix, Sopran; Luciana Mancini, Mezzosopran; Ensemble La Ritirata. Glossa

Der erfolgreiche Opern- und Oratorienkomponist Antonio Caldara, genau ein Jahrhundert vor Beethoven geboren, verdient ebenfalls unsere Aufmerksamkeit. Als virtuoser Cellist hat Caldara „sein“ Instrument gerne konzertierend in Arien eingesetzt, von denen hier nebst diversen Sonatensätzen eine Auswahl erklingt. Eine gewisse Einhörzeit in den zunächst spröde wirkenden Darmsaitenklang vorausgesetzt, macht Obregóns abendfüllendes Programm auch durch die originell variierte Continuo-Besetzung Laune: Ein Salterio, an das alpenländische Hackbrett erinnernd, vermag besonders zu entzücken.
[Mátyas Kiss]

Johannes Brahms: Sonaten f-Moll und Es-Dur op. 120, 1 & 2; Jörg Widmann: Intermezzi für Klavier. András Schiff, Klavier; Jörg Widmann, Klarinette. ECM

Die geistesverwandten und sich freundschaftlich zugewandten Künstler aus der Topetage, der Komponist und Spitzenklarinettist Jörg Widmann wie der Ausnahmepianist András Schiff, haben sich schon öfters mit den beiden Brahms-Sonaten beschäftigt. Und das dokumentiert jede einzelne Note der aktuellen ECM-Veröffentlichung. Durchaus auch trauernde Musik öffnet sich hoffnungsfroh dem Zukünftigen. Jörg Widmanns Intermezzi dagegen etablieren den aktuellen Zeitgeist im kritischen Diskurs mit den historischen ästhetischen Gipfelregionen. Und da erlaubt er sich durchaus überzeugende Exkurse in tonale Bereiche.
[Wolf Loeckle]

Sergei Prokofiev: Symphonien 1,2,3; Bergen Philharmonic Orchestra; Andrew Litton. BIS

Die Einspielungen der Sinfonien beendet Andrew Litton mit den Nummern 1 bis 3. So hochpräzise wie heiter-aufgeräumt er die klassizistische Symphonie classique angeht, so eruptiv-zupackend öffnet er sich den auftrumpfenden Klangkolossen 2 und 3. Mit ihnen lag Prokofiev quer zu Stalin und dessen Kulturbonzentum. Von der heldischen Gewinnerpose, die der taktierende Komponist in seiner 5. Symphonie 1944 wohlweislich zuließ, existiert in den 1920er-Jahre-Symphonien kein Schattenwurf. Bei seiner zweisätzigen Zweiten nahm Prokofiev als anregende Radikale Strawinsky und Bartók fest in den Blick, bei der Dritten legte er in der Richtung noch mal zu. Jedenfalls vergeht einem sozusagen Hören und Sehen angesichts der Wucht und unabwendbaren Überredungskunst Littons, der uns diese Musik gesellschaftlich nahebringt und unüberhörbar in den Fokus unserer Aufmerksamkeit rückt.
[Hanspeter Krellmann]

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