UMO Helsinki Jazz Orchestra: Last Dance – New Music for Jazz Orchestra by Ed Partyka. Neuklang +++ J.S. Bach: Three or one. Fred Thomas, Klavier und Transformation; Aisha Orazbayeva, Violine; Lucy Railton, Violoncello. ECM +++ Francesco Mancini: Sechs BlockflötenSonaten. Yi-Chang Liang, Blockflöten; Machiko Suto, Cembalo; Ensemble IJ Space. Claves
Francesco Mancini: Sechs BlockflötenSonaten. Yi-Chang Liang, Blockflöten; Machiko Suto, Cembalo; Ensemble IJ Space. Claves
12 viersätzige Sonaten für Blockflöte (wahlweise Violine) und Basso continuo hat der sonst vorwiegend für die Bühne tätige Neapolitaner Francesco Mancini (1672–1737) in Druck gegeben; die Hälfte davon hat der junge Yi-Chang Liang für diese musikalisch rundum erfreuliche CD ausgewählt, und es ist leicht nachvollziehbar, weshalb sie unter Blockflötenspieler*innen beliebt sind: Es geht darin melodisch einfallsreich und temperamentvoll, jedoch nie selbstzweckhaft virtuos zu. Für Kurzweil ist also gesorgt. Skurril nur, dass die Textbeilage dieser Schweizer Produktion weder eine der vier Landessprachen noch die asiatische Herkunft der Interpret*innen berücksichtigt, sondern nur in Englisch vorliegt. Kein echter Verlust: Der Autor beleuchtet zwar das Umfeld Mancinis, geht auf die Stücke selbst aber mit keiner Silbe ein. [Mátyás Kiss]
J.S. Bach: Three or one. Fred Thomas, Klavier und Transformation; Aisha Orazbayeva, Violine; Lucy Railton, Violoncello. ECM
Dass der große Johann Sebastian Bach sich gerne via Bearbeitung angeeignet wird, ist ein weithin bekanntes Phänomen – nicht nur von Musikern, deren Spezialrepertoire nicht so viel hergibt. Was ist da schon famos gescheitert und ebenso famos gelungen. In dieser zuletzt genannten Kategorie agiert der multitalentierte britische, barockaffine Pianist Fred Thomas. Und zwar intelligent und musikalisch, sensibel und kraftvoll. So, wie das Notenumfeld, welches er selbst entworfen hat, es erfordert. Basierend auf Originalmaterial von Bach. Um kleine, kurze Momente großer Musik: um Choralvorspiele sowie Arien und Orchester-Sätze aus Kantaten handelt es sich dabei – transfomiert von Harmonium, Orgel oder Orchester für Klavier solo oder für Klaviertrio. Wobei die Trio-Abschnitte weitgehend aus Bachs Orgelbüchlein heraus eine verzaubernde Klangwelt erzeugen. Den Kontrapunkt voll ausschöpfend, in aller Klarheit. In aller lyrischen Poesie. So als würden neue Räume erstehen. Zu Zeiten des globalen Lärms, der Verunsicherung, der Desorientierung ist dem Pianisten und Transfomierer zusammen mit der Geigerin Aisha Orazbayeva und Lucy Railton, Violoncello, ein Opus gelungen, das die Ohren öffnet, das meditativ und kontemplativ zugleich zielstrebig dem allgemeinen Denken und empfinden aufhilft. [Wolf Loeckle]
UMO Helsinki Jazz Orchestra: Last Dance – New Music for Jazz Orchestra by Ed Partyka. Neuklang
Es gibt eigentlich keine Big Band, kein Jazzorchester, mit dem Ed Partyka nicht schon zusammengearbeitet hätte. Keines hat er ausgelassen. Doch jetzt scheinen die „wilden Zeiten“ des Orchesterchefs vorbei zu sein. Der 1967 in Chicago gebürtige Kompositionsprofessor an der Musikuniversität Graz ist angekommen: Seit der Saison 2021/22 ist er Chef des Zurich Jazz Orchestra und seit 2020 ist er der künstlerische Leiter des finnischen UMO Helsinki Jazz Orchestra – eine der ersten Adressen, die Europas Big Band Landschaft zu bieten hat.
Wer Partyka schon im Konzert erlebt hat, weiß, dass er sein Publikum nicht nur durch wunderbare Interpretationen von Stücken aus der Welt von Bob Brookmeyer, Maria Schneider und der gesamten Jazzgeschichte mitnimmt, sondern auch als Paganini der Bühnenmoderatoren gilt. Mit dieser Einspielung auf schwerem 180g Vinyl macht er aber Ernst und zeigt alles, was er als Arrangeur, Komponist und Dirigent draufhat. Sehr zur Freude aller Genießer von süffigem Big Band Sound, raffiniert angereichert mit Waldhorn, Bass- und anderen Klarinetten. Neue Musik für Jazzorchester, eingespielt gegen die Stille der inzwischen zwei Jahre dauernden Pandemie. Hier treffen sich Jazzgeschichte und -gegenwart zu einem spannenden Kaleidoskop aus reichen Klangfarben, zart-abstrakten Melodien und wuchtig-goldenem Blech. [Andreas Kolb]