Fanny Mendelssohn-Hensel: Klaviertrio d-Moll op. 11, Streichquartett Es-Dur; Clara Schumann: Klaviertrio g-Moll op. 17. The Nash Ensemble. Hyperion +++ Quartet Berlin-Tokyo: Popov, Schulhoff. QBT +++ Légende. Joel von Lerber, Harfe. Claves
Fanny Mendelssohn-Hensel: Klaviertrio d-Moll op. 11, Streichquartett Es-Dur; Clara Schumann: Klaviertrio g-Moll op. 17. The Nash Ensemble. Hyperion
Wohl der äußere Anlass zur CD: Bei zweien der wichtigsten romantischen Komponistinnen (und Pianistinnen!) jährte sich im Jahresabstand ihr Todestag. Während das exquisite Klaviertrio von Clara Schumann nie ganz aus dem Repertoire verschwunden ist, haben Fanny Mendelssohn-Hensels Beiträge zur Kammermusik noch später als ihre Klavierwerke und Lieder die ihnen gebührende Beachtung gefunden. Das hat wohl auch historische Gründe: Ihr Bruder Felix war von ihrem einzigen Streichquartett nicht eben angetan, und so blieb es lange Zeit ungedruckt – anders als das „späte“ Klaviertrio aus dem Todesjahr 1847. Hören wir Fannys Musik heute, so wird klar, dass die klassizistische Strenge des Bruders mit der romantisch umgedeuteten Formensprache Fannys wenig anfangen konnte, denn an der Inspiration und am Handwerklichen gibt es nichts zu rütteln, im Gegenteil. Überhaupt bleibt eine Familienähnlichkeit der Musik der zeitlebens im engen Austausch stehenden Geschwister unverkennbar. Dank an das hoch motivierte Nash Ensemble für diese instruktive Werkkopplung! [Mátyás Kiss]
Quartet Berlin-Tokyo: Popov, Schulhoff. QBT
Mit dem Quartet Berlin-Tokyo stellt sich ohne jede Übertreibung das vollendetste Streichquartett unserer Zeit vor – hinsichtlich Präzision, Kultur, Charakterisierungskunst und musikalischem Zusammenhang. Zumindest in vorliegender Aufnahme, wo nicht nur die populären Charaktere in Schulhoffs wilden 5 Stücken hinreißend treffsicher hervorgekehrt werden, sondern vor allem der von Boris Yoffe entdeckte einzige Gattungsbeitrag des genialen Schostakowitsch-Zeitgenossen Gavril Popov (1904–72) ersteingespielt ist: Die Quartett-Symphonie von 1951 hat ihren Namen in jeder Hinsicht verdient, also was Länge (55 Minuten), an Tschaikowskys Pathétique gemahnendes Drama, an Mahlers 9. erinnernde Vielfalt der Verwandlungen des Verwandten, auf Schostakowitschs 8. verweisende Kraft der bezwingend zusammenhängenden Formung angeht. Eines der ganz großen Meisterwerke sowjetischer Musik. Die Aufführungen, auf eigenem Label veröffentlicht, sind phänomenal und in jeder Hinsicht unübertrefflich. [Christoph Schlüren]
Légende. Joel von Lerber, Harfe. Claves
Zu den ursprünglichsten und ältesten Musikinstrumenten zählt die legendenumwobene Harfe mit all ihren Vorstufen und Weiterentwicklungen. Trotz erheblichen Eigengewichts und einer bemerkenswerten, raumgreifenden Dimension wird sie meist von eher aparten, zartbesaiteten Musikerinnen gespielt. Seit geraumer Zeit wagen sich aber auch Männer in dieses Terrain. Und das mit Erfolg. Nicht als Partner alleine im großen Orchester-Verbund sondern als Solisten, auch und gerade alleine auf dem Podium. Der gebürtige Schweizer Joel von Lerber hat sich in Basel, Zürich und Berlin zum Spitzeninstrumentalisten herangebildet. Und lässt zuweilen schon mal einen Blick auf seinen Six-Pack zu. Das allerdings nur im Netz der Netze Seriöser positioniert ihn dagegen das Schweizer Label claves. Und wer sich die brandneue CD im wahrsten Sinn des Wortes reinzieht, der erlebt Freude pur jenseits von Gezirpe und Gesäusele. Da ist schöne und lebendige und ingelligent zusammengestellte Musik aktiv. [Wolf Loeckle]