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unüberhörbar 2023/10

Untertitel
Antonio Cesti, Franco Alfano, Duo Gazzana
Vorspann / Teaser

Antonio Cesti: Insegnatemi a morire – Kantaten. Alice Borciani, Sopran; Ensemble Il Zabaione Musicale. Ars Produktion  +++ Franco Alfano: Complete String Quartets. Elmira Darvarova, Mary Ann Mumm, Craig Mumm, Samuel Magill. Naxos +++ Duo Gazzana: Körvits – Schumann – Grieg. ECM

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1.

Antonio Cesti: Insegnatemi a morire – Kantaten. Alice Borciani, Sopran; Ensemble Il Zabaione Musicale. Ars Produktion

Die sparsam instrumentierte, mit ein bis zwei Protagonisten auskommende Kammerkantate war im Italien des 17. Jahrhunderts das beliebteste Genre, dem noch der junge Händel Tribut zollte. Zum 400. Geburtstag Antonio Cestis präsentiert uns Alice Borciani eine Auswahl von sieben Kantaten, an deren Herausgabe sie auch beteiligt war. Cesti, als Musikdramatiker („L’Orontea“, „La Dori“) der erfolgreichste Zeitgenosse Cavallis und inzwischen wieder auf den Spielplänen zu finden, hat aus den in fünf bis acht Minuten vorüberrauschenden Solonummern kleine Opernszenen geformt, in denen er mit musikalischen Mitteln nicht geizt, um die wechselnden Affekte auszumalen. Diese in Klang umzusetzen, verlangt eine stilsichere, biegsame und angenehm ins Ohr gehende Stimme. Über eine solche verfügt Alice Borciani in reichem Maße, sodass unserem Hörvergnügen nichts im Wege steht. (Mátyás Kiss)

2.

Franco Alfano: Complete String Quartets. Elmira Darvarova, Mary Ann Mumm, Craig Mumm, Samuel Magill. Naxos

Mit acht Opern und drei Symphonien von mystischer Opulenz und dissonanzgesättigter Dramatik war Franco Alfano – sozusagen der ‚ältere Bruder‘ von Respighi, Malipiero und Casella – weit mehr als der Vollender von Puccinis „Turandot“. Der Cellist Sam Magill und die Geigerin Elmira Darvarova – beide längst gestählt durch die herausfordernden Komplexitäten von Alfanos Kammermusik mit Klavier – legen nun mit ihrem New Yorker Quartett die Erstaufnahme der drei Streichquartette von 1914–18, 1925/26 und 1943/44 vor: ganz große italienische Quartettmusik zwischen Scontrino und Ghedini, ein Plädoyer für motivisch-strukturelle Konsequenz, sperrig wie Beethoven und sinnlich wie Puccini zugleich, grenzgängerisch furios für die Instrumente und ebenso zerbrechlich verwoben. Abgesehen von massiven Kürzungen im 1. Quartett (wegen Überlänge der CD!) eine fesselnde Referenz, ein flammendes Bekenntnis aller vier Musiker. (Christoph Schlüren)

3.

Duo Gazzana: Körvits – Schumann – Grieg. ECM

Angesichts der Überfülle an Musikveröffentlichungen auf diversen Tonträgern und Verbreitungswegen gilt es zunehmend Programme zu konzipieren, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das geschieht mit kontrastierenden Zusammenstellungen alt gegen neu, außereuropäisch kontra innereuropäisch, kammermusikalisch gegen sinfonisch – der Beispiele gäbe es unzählige. Das Münchner Label ECM setzt da im gehobenen ästhetischen Terrain Maßsstäbe. Zum Beispiel mit der Veröffentlichung eines Körvits-Schumann-Grieg-Albums für Violine und Klavier des italienischen Geschwisterduos Gazzana. Die beiden bringen scheinbar unvereinbare Künstler im überzeugenden Diskurs zusammen, wie sie das aktuelle Album spannungsvoll zwischen Romantik und der Zeitgenossenschaft des estnischen Komponisten Tönu Körvits kraftvoll und sensibel-introvertiert gegeneinander positionieren, changieren lassen. (Wolf Loeckle)

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