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unüberhörbar 2024/10

Untertitel
Vítezslava Kaprálová / Chris Jarrett / Barbican Quartet / Bundesjugendchor / Anders Hillborg
Vorspann / Teaser

Vítezslava Kaprálová: The Completed Orchestral Works +++ Chris Jarrett: Sechs Hölderlin Lieder, English Songs, Musik für Klavier solo +++ Barbican Quartet: Manifesto on Love. Werke von Robert Schumann, Leos Janáček und Dobrinka Tabakova +++ Waldeslust. Musikalischer Streifzug durchs Unterholz +++ Anders Hillborg: Violinkonzert Nr. 2, Liquid Marble, Kväll

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1

Vítezslava Kaprálová: The Completed Orchestral Works; Tomáš Vrána, Klavier; Janáček Philharmonic Orchestra, Alena Hron. CPO

Diskographisch (passt das Wort heute eigentlich noch?) hat das Schaffen von Vítezslava Kaprálová (1915–1940) seit einiger Zeit an Präsenz gewonnen – und doch gehört die in Brünn geborene und viel zu früh in Frankreich verstorbene Komponistin selbst unter Kennern zu den Unbekannten des 20. Jahrhunderts. Zwischen mährischen Wurzeln und einer durch Martinu vermittelten französischen Klanglichkeit stehend, ist ihr Œuvre überschaubar, aber markant in Aussage und Qualität: Das gilt vor allem für die einsätzige Military Sinfonietta op. 11 (1936/37), die Kaprálová 1938 beim Londoner IGNM-Festival selbst dirigierte, sowie die Suita Rustica op. 19 (1938) und die Partita für Klavier und Orchester op. 20 (1938/39), die sich dramaturgisch komplementär zu Martinus Doppelkonzert (H 271) verhält. Die Einspielungen werden den Partituren interpretatorisch und klanglich vollauf gerecht, manches wäre freilich mit noch mehr Esprit denkbar. [Michael Kube]

2

Chris Jarrett: Sechs Hölderlin Lieder, English Songs, Musik für Klavier solo. Orlando Schenk, Bariton; Chris Jarrett, Klavier. DaVinci Classics

Anscheinend ungebrochen ist das Interesse an der Lyrik aus der Eremitage von Friedrich Hölderlin, der Chris Jarrett, in Deutschland lebender Pianist aus den USA, seinen Zyklus „Sechs Hölderlin Lieder“ widmet. Betrachtendes Natur-Sujet wie „Die Eichbäume“, skeptische Reflexionen zur „Hälfte des Lebens“ und die fordernde „Hymne an die Freiheit“ haben je opulente Klavierparts, wobei Chris Jarrett und Bariton Orlando Schenk beeindruckend empathische Prosodien gelingen. Im rhythmischen Temperament mäßiger und melodisch eingängiger sind die vier „English Songs“, während „Onward II“ und „The Blue Book“ für Klavier solo Chris Jarrett als virtuosen Interpreten seiner selbst in Klangkaskaden zwischen Balkan- und Flamenco-Stilistik zeigen. [Hans-Dieter Grünefeld]

3

Barbican Quartet: Manifesto on Love. Werke von Robert Schumann, Leos Janáček und Dobrinka Tabakova. Genuin Classics

Acht Jahre nach seiner Gründung hat das Barbican Quartet mit dem 1. Preis beim ARD Musikwettbewerb 2022 seinen endgültigen internationalen Durchbruch geschafft. Mit seinem CD-Debüt hat sich das Ensemble Zeit gelassen und legt ein entsprechend reifes Album vor. Die innere Erregtheit von Schumanns drittem und Janáčeks zweitem Streichquartett ist bei den Vier in differenziert zupackenden Händen, das klangsinnlich-attraktive ARD-Wettbewerbsstück „The Ear of Grain“ von Dobrinka Tabakova ist eine willkommene Dreingabe. [Juan Martin Koch]

4

Waldeslust. Musikalischer Streifzug durchs Unterholz. Bundesjugendchor, Anne Kohler. Carus

Drei Jahre nach seiner Gründung liegt der erste Tonträger des Bundesjugendchores vor. Er zeigt, welch gute Aufbauarbeit Anne Kohler mit dem rund 50-köpfigen Ensemble geleistet hat. Es zeigt sich im romantischen (Reger, Mendelssohn, Schumann), gemäßigt bis modernen (Ravel, Elisabeth Fußeder, Justin Vernon, Murray Schafer) und jazzigen Repertoire (Justin Vernon) gleichermaßen stil- und intonationssicher, engagiert und klangschön. Schade, dass Textabdrucke fehlen. [Juan Martin Koch]

5

Anders Hillborg: Violinkonzert Nr. 2, Liquid Marble, Kväll. Eldbjørg Hemsing, Violine; Hannah Holgersson, Sopran; Swedish Radio Symphony Orchestra, Esa-Pekka Salonen. Sony Classical

Wie aus einem gewaltigen Vogelschwarm heraus verschafft sich die Solovioline in Anders Hillborgs zweitem Violinkonzert zu Beginn Gehör. Wie die fabelhafte Eldbjørg Hemsing dieses klangfarblich überaus attraktive, formal weniger überzeugende Werk bewältigt, ist beeindruckend. Das raffiniert sich voranwälzende „Liquid Marble“ ist beim Schwedischen RSO unter Salonen in besten Händen, „Kväll“ eine schöne, folkloristisch gefärbte Zugabe. [Juan Martin Koch]

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