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Von entbehrlich bis essenziell

Untertitel
Neuveröffentlichungen der Popbranche im Dezember
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Verzagt bis preisend lassen einen die Winterveröffentlichungen im nicht vorhandenen Schnee stehen.

Da wären die Sonnyboys aus New Jersey: Bon Jovi. Ihr neues Album „The Circle“ ist das gefühlte vierzigste. Leider auch das bisher Schlimmste. Von Richie Samboras genialem Gitarrenspiel und seinen unerreichten Bluesriffs bleiben lediglich Hautfetzen übrig. Dafür dominieren Keyboards und Disco-Synthies, als wollten Bon Jovi die Kollegen von den Killers doubeln. Textlich wiederholt sich Jon Bon Jovi ermüdend: Alles ist schlimm, aber es wird schon wieder. Schade: Sie hätten mal die Rolling Stones einer anderen Generation werden können. www.bonjovi.com

Schon weit vor Veröffentlichung des gleichlautenden Albums sprach man bei Them Crooked Vultures von einer Supergroup mit Foo-Fighters-Frontmann Dave Grohl (Schlagzeug), Led-Zeppelin-Bassist John Paul Jones und Queens-Of-The-Stone-Age-Boss Joshua Homme (Gitarre, Gesang). Nun ist das Ergebnis zu hören und man darf feststellen, dass selbst Superstars nur mit Wasser kochen. Es wurde ein akkurates Rockalbum, dessen Konstruktion der inspirativen Seele weichen musste. Okay, aber kein Motiv, auszurasten. www.themcrookedvultures.com

Die Kanadier Three Days Grace fangen dort an, wo Nickelback sich der Radiokompatibilität unterjochen. Knallharte Riffs weisen „Life starts now“, dem dritten Album, den Weg. Und dürfen auch mit Stromgitarren gespielt werden. Bis zum Ende. Die Songs sind dramaturgisch intelligent gebaut, reizvoll und überraschend. Kommerz kann knapp daneben sein. Und trotzdem gut. www.threedaysgrace.com

Seele findet sich dagegen in unerschöpflicher Buntheit bei Wolfmother. Nicht ohne Grund lautet der Albumtitel „Cosmic Egg“, denn so, wie Wolfmother den Rock reduzieren, flambieren und tranchieren, ist das eine unwiderlegbare Neugeburt. Eines der fünf besten Alben dieses Jahres, das im Vergleich zu Altlasten der Szene wie ein „kalter Entzug“ wirkt. www.wolfmother.com

Das hätten sich die begabten, witzigen und respektablen Jungs von Weezer sparen können. „Raditude“ fühlt sich an wie ein unförmiger Batzen Musik, dem Struktur, Ideen und Inspiration beim Zusammenmatschen abhanden kamen. Nach dreimal Hören bleibt immer noch kein Song im Ohr, vielleicht, weil jeder Song in sich nochmal als Extra-Faschingsveranstaltung daherkommt. Und wenn der Gewöhnungseffekt nicht funktioniert, dann funktioniert das Album nicht. Basta. www.weezer.com

Man braucht keinen großen Namen, um gute Musik abzuliefern. Beweis: Marie Dahl und ihr Album „Adelaide and Hell’s Bridegroom“. Die Dänin stellt ihr großes Songwritertalent vor, lässt überwiegend Piano, Streicher und Akustikgitarre sprechen und verbindet das mit ihrer betörenden Stimme. Ja, traurig klingt das. Aber nicht deprimierend. So, als träfe Suzanne Vega die gute alte Tori Amos. Mehr als ein Geheimtipp. www.myspace.com/mariedahlmariedahl

Nun die Rubrik Weihnachtsgeschenke mit drei Dinosaurieren der Branche: Janet Jackson veröffentlicht auf „The Best“ 33 ihrer besten Hits plus die neue Single „Make Me“. Als Doppel ein feines Schmuckstück. AC/DC sorgen mit Backtracks für das lauteste Päckchen unterm Baum. Entweder mit der Standard Edition (2 CDs, DVD, 15 rare Livetracks, 36-seitiges Booklet uvm.) oder der Deluxe Collector’s Edition (3 CDs, 2 DVDs, LP, 18 Studioraritäten, 29 rare Livetracks uvm.), die als funktionierender Gitarrenverstärker verpackt ist. Ho Ho Ho! Da dürfen die Rolling Stones mit ihrer „Get Yer Ya-Ya’S Out 40th Anniversary“ nicht zurückstehen. Zu erleben sind in der Livebox das legendäre Livekonzert von 1969 im Madison Square Garden, 3 CDs, ein Plakat und ein Buch. Na dann „Frohe Weihnachten“. www.janetjackson.com, www.acdc.com und www.acdcrocks.com www.rollingstones.com

Diskografie

  • Bon Jovi – The Circle (30.10.09, Island)
  • Them Crooked Vultures – Them Crooked Vultures (13.11.09, Megaphon)
  • Wolfmother – Cosmic Egg (23.10.09, Island)
  • Three Days Grace – Life starts now (27.11.09 Sony)
  • Weezer – Raditude (30.10.09, Doc Records)
  • Marie Dahl – Adelaide and Hell’s
  • Bridegroom (27.11.09, Divine Records)
  • Janet Jackson – The Best (20.11.09, Universal)
  • AC/DC – Backtracks (06.11.2009, Sony)
  • The Rolling Stones - Get Yer Ya-Ya‘S Out 40th Anniversary (27.11.09, Universal)

 

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