The Black Crowes kommen 15 Jahre nach ihrem letzten Album mit „Happiness Bastards“ zurück +++ Lassen wir den Schlagwort-Automatismus um Pearl Jam (die letzten Grunge-Überlebenden…) einmal weg und beschäftigen uns schlicht mit dem zwölften Studioalbum „Dark Matter“ +++ Dan Auerbach und Patrick Carney sind seit gefühlten 100 Jahren das unnachahmliche Rock’n’Blues Duo The Black Keys +++ Über jedes Album der Kings of Leon aus Tennessee muss man nicht viel sagen +++ Die walisische Rockband Feeder hat gerade ihr zwölftes Studioalbum „Black / Red“ veröffentlicht. Man darf und muss dazu anraten, es zu hören oder kaufen
Von Kings, Crowes, Blacks und Pearls
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The Black Crowes kommen 15 Jahre nach ihrem letzten Album mit „Happiness Bastards“ zurück. Jetzt müssen Pausen einer Band, zumal einer solch fragilen wie den Black Crowes, nicht immer guttun. Zudem sind die beiden Brüder und Hauptgeschäftsführer Chris und Rich Robinson dezent formuliert etwas „eigen“. In vielen Belangen. Davon merkt man auf „Happiness Bastards“ zum Glück gar nichts. Die gesamte Band agiert raubeinig, kantig und ohne jegliche Allüren. Das ist Rockmusik. Mit Rhythmus und Blues. Bereits die Opener-Trilogie „Bedside Manners“, „Rats and Clowns“ sowie „Cross your Fingers“ kommt ziemlich schmutzig und unpoliert daher und ebnet den Weg für ein verdammt cooles Album der Black Crowes, das man so nicht erwarten durfte. Wahrlich ein Fest. (Silver Arrow Records)
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Lassen wir den Schlagwort-Automatismus um Pearl Jam (die letzten Grunge-Überlebenden…) einmal weg und beschäftigen uns schlicht mit dem zwölften Studioalbum „Dark Matter“. Das klingt auf vielen Ebenen so viel anders als alle vorherigen Alben. Der Gesamtsound wurde mitdesignt von Andrew Watt, einem jungen Musikproduzenten, der erst kürzlich die Rolling Stones („Hackney Diamonds“) auf Hochglanz bohnerte, aber auch schon Popgrößen wie Miley Cyrus oder Justin Bieber die Falten rausbügelte. So wirklich ist dieses Experiment mit oder auf „Dark Matter“ nicht gelungen. Der Sound kommt extrem fleischlos an, wirkt erdrückend komprimiert und führt dazu, dass die Songs, die oft zu gewollt wirken, nicht das Niveau erreichen, das man von Pearl Jam kennt. Sänger Eddie Vedder verzichtet auf sein tobendes, hoffnungsloses Gebrüll und ist mehr damit beschäftigt, „Melodiebögen“ mit „Uuuhs“ und „Ahhs“ einzubauen, so als müsste er beweisen, ein guter Sänger zu sein, was er ja bekanntlich ist.. Der Rest der Band macht halt mit, aber nicht immer scheinen Band und Sänger den gleichen Song zu spielen. Das trifft vor allem in der zweiten Hälfte der Platte zu. Bis zum fünften Song („Won’t Tell“) kann man sehr gut mit „Dark Matter“ leben, danach sind Songs, Produktion und Gesamtwerk recht schwammig („Something Special“, „Running“, „Got To Give“) und weder als Rockmusik noch als Pearl Jam zu identifizieren. Kann sein, dass man das in 20 Jahren anders bewertet. Für jetzt ist aber gerade mal ausreichend. (Monkeywrench)
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Dan Auerbach und Patrick Carney sind seit gefühlten 100 Jahren das unnachahmliche Rock’n’Blues Duo The Black Keys. Und sie sind es erst recht mit ihrem neuen Album „Ohio Players“, das selbstverständlich absolut retro klingt, genau das wollen wir aber von The Black Keys hören. „Ohio Players“ darf man sich wie eine Flussfahrt auf dem Mississippi vorstellen. Links und rechts vom Ufer wehen tiefste Rhythm’n’Blues Stürme mit schwerer Seele aufs Wasser und an jeder Lagerfeuerstelle, an der musiziert wird, entdeckt man neue Schattierungen der Black Keys. Dass die Songs dabei noch eine gewohnt ruppige Wurstigkeit besitzen und gar nicht erst den Anspruch erheben, irgendwie elitär oder snobistisch zu sein, macht „Ohio Players“ zu einem extrem charmanten Rockalbum, das einen Rückspiegel in viele musikalische Strömungen anbietet. (Nonesuch Records)
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Über jedes Album der Kings of Leon aus Tennessee muss man nicht viel sagen. Dieser minimalistische Stadionrock scheint stets gleich zu bleiben, verändert sich aber auf jedem Album ein klein wenig mehr und klingt trotzdem nach Kings of Leon. So auch auf „Can We Please Have Fun“. Diesmal hat man zumindest subjektiv den Eindruck, der ungehobelte, aber geradlinige Sound der Kings of Leom wäre um eine Nuance „Zucker“ in all den elegischen Refrains angereicht worden. Es schadet den Songs jedenfalls nicht. Songs wie „Mustang“, „Rainbow Ball“ oder „Nothing To Do“ haben in jedem Moment die nötige Schwere und zugleich den enthusiastischen Ausbruchsgedanken im Refrain, der die Kings of Leon nach wie vor einzigartig sein lässt. (LoveTap Records)
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Die walisische Rockband Feeder hat gerade ihr zwölftes Studioalbum „Black / Red“ veröffentlicht. Man darf und muss dazu anraten, es zu hören oder kaufen. Eine unaufgeregte Symbiose aus Pop und Rock, die nie platt oder nervig wirkt und immerhin auf 30 Jahre Bandgeschichte sowie Erfahrung zurückblicken kann. Feeder sind ein – wenn auch spätes – Kennenlernen wert. (Big Teeth Music)
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