Eva Rieger: Minna und Richard Wagner. Stationen einer Liebe, Artemis & Winkler, Düsseldorf/Zürich 2003, 444 S., Abb., € 28,00, ISBN 3-538-07154-3
Die Ehe von Minna Planer und Richard Wagner dauerte etwa 30 Jahre. Als Minna 1866 in Dresden starb, lebte das Paar nach langjährigen Reibungen und Kämpfen bereits vier Jahre getrennt. Das Minna Wagner-Bild ist bis heute sehr widersprüchlich. Anhand der umfangreich erhaltenen Zeitdokumente hat Eva Rieger ein Bild der ersten Ehe des Komponisten nachgezeichnet und laut Angaben des Verlages „das gültige Porträt der zentralen Frau in Wagners Leben“ vorgelegt.
„Das gültige Porträt der zentralen Frau in Wagners Leben“, dieser Slogan liest sich wie eine Flucht nach vorn. Das Gefühl bestärkt sich mit zunehmender Lektüre. Zwar waren die Eheleute lange und bis zur Erbitterung aneinander gebunden,doch, dass Minna die „zentrale“ Frau in Richard Wagners Leben gewesen sei, bleibt auch am Ende von Eva Riegers sozialwissenschaftlicher Studie mehr als fraglich. Es sei denn, man beharrt bei der Lesart des Begriffs „zentral“ auf der Anzahl gemeinsam verbrachter Jahre. Es ist jedoch weder fair noch korrekt, Minna als blasse Persönlichkeit zu zeichnen. Ein solches Minna-Wagner-Bild ist tatsächlich unbefriedigend. Ein unterschiedlicher Bildungsstand muss kein Gradmesser des „Miteinan-der-leben-könnens“ sein.
Auch macht die Dialektik von Ausbildung und monetären Möglichkeiten der Elternhäuser im 19. Jahrhundert die Charakterisierung eines Menschen nach Herkunft und Schulbildung eher schwierig. Minna Wagner beweist in ihrer Ehe häufig Vernunft, Stehvermögen und bewahrt sich lange eine warme, anziehende Ausstrahlung.
„Stationen einer Liebe“ heißt der Untertitel des Buches. Hier ist wohl Endstation.