Weiße Nächte – Musik für Viola aus St. Petersburg. Tatjana Masurenko, Viola, Roglit Ishay, Klavier. *** Profil Edition Hänssler 10029
Ihre Viola vermag zu singen, zu lachen, zu weinen, zu erzählen. Das will der Booklet-Text euphorisch, aber sachlich unscharf suggerieren. Die den Inhalt ergebende Stückwerk-Anhäufung ist dem Thema „Weiße Nächte“ gewidmet. Das sind die alljährlich sich einstellenden Midsommer-Nächte in St. Petersburg – der Himmel bleibt sonnenhell, die milde Luft lädt zu Gesellschaftlichkeiten aller Arten ein. Diesem Phänomen hat die fabelhafte Bratschistin Tatjana Masurenko, die selbst aus dieser Region stammt, ein schönes, aber nicht durchweg den originalen Werkgestalten verpflichtetes Programm dienstbar gemacht.
Die herangezogenen Komponisten – von Glinka bis Schostakowitsch – stammen aus Petersburg (oder aus der Nähe der Metropole), haben dort studiert, gewirkt, gelebt, gelitten – je nachdem. Masurenkos CD-Recital gleicht einem Edelpotpourri berühmter Piècen – das ergibt für 56 Minuten eine gelöste Stimmung verbreitende Musikkulisse aus unbestreitbar erstklassigen Einzelnummern.
In die heute grassierende musikalische Nivellierungslandschaft passt das. Die herausragende Vortragskünstlerin kann diesen Nachteil kompensieren. Sie geht, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob ihr Instrument lachen oder weinen sollte, mit ernsthaftestem Engagement zu Werke. Roglit Ishay sekundiert ihr tadellos, operiert nur gelegentlich zu angespannt. Am Ende fragt man sich, was die weißen Nächte, berühmt, aber nicht singulär in St. Petersburg, mit der ausgewählten Musik zu tun haben könnten. Aber: Die das Programm subsumierende Metapher ist reizend …