Angela Winkler: Ich liebe dich, kann ich nicht sagen. Trocadero/Indigo
Angela Winkler kennt man als Schauspielerin; berühmt wurde sie als „Katharina Blum“. Gesungen hat sie zwar immer wieder auf der Bühne, aber erst jetzt – mit 67 Jahren – veröffentlicht sie ihr Debütalbum. Das bietet eine außerordentliche Bandbreite von Liedern, Chansons, Schlagern und Popsongs. Angela Winkler stellt Bertolt Brechts melancholische „Ballade vom ertrunkenen Mädchen“ neben Schuberts „Heidenröslein“. Varieté-Schmachtfetzen wie „Jede Frau hat irgendeine Sehnsucht“ oder „Schau mich bitte nicht so an“ treibt sie jegliche Sentimentalität aus. Mal kramt sie Stücke der französischen Chansonnière Barbara hervor. Dann wieder wird sie mit dem bitter-resignierten „Gelohnt hat es sich nicht“ von „Element Of Crime“-Sänger Sven Regener und mit Sophie Hungers elegischem Moll-Walzer „Für Niemand“ ganz zeitgenössisch.
Roter Faden ist das Thema: Geschichten um Liebe, Leidenschaft und Eifersucht – betrachtet durch den milden, melancholischen Filter der Erinnerung. Angela Winkler präsentiert die Songs mit feiner, mädchenhafter Stimme und unaufdringlichem Witz. Zwischen Kokett und Verrucht hat sie jede Nuance drauf. Im sicheren Gespür für Intonation und rhythmische Feinheiten erweist sie sich zudem als erstaunlich musikalisch. Mit jedem Song zieht Winkler gleichsam einen Bühnenvorhang auf. Tucholskys Diktum vom Chanson als „Welttheater in drei Minuten“ macht sie sich so zu eigen, dass sogar mittelmäßige Texte als poetische Perlen aufscheinen. Dazu tragen aber auch die schwebenden, dezenten Arrangements bei. Adam Benzwi am Klavier und Olaf Casimir am Kontrabass tragen die Sängerin förmlich auf Händen.