My Sister Grenadine – Subtitles & Paper Planes *** Liza23 – Liza23 *** Max Mutzke – Home Work Soul *** Grimoon – Super 8 *** a-ha – aha 25
My Sister Grenadine haben musikalisch und personell aufgerüstet. Musikalisch, weil man sich mit „Subtitles & Paper Planes“ auf zwei CDs in verschiedene Richtungen dreht: laut (elektrische Versionen) und leise (ausgesteckte Versionen). Personell, weil aus dem Duo eine Band mit mehreren Mitgliedern wurde. Und insgesamt hat man zugelegt, weil das Debutalbum „Shine in the Dark“ (2008) locker und flockig übertrumpft wurde. My Sister Grenadine sind hochbegabte Songwriter und liefern gegenwärtig die einzig gültige Definition für das Genre der unabhängigen Singer/Songwriter. Dass solche Alben noch aus Deutschland kommen können, hätte man vor fünf Jahren als Märchen abgetan. Heute ist es Realität. Ein tolles Werk, aus dem Jahr 2010 nicht mehr wegzudenken. Hörhinweis: Levity’s Hero, The Greenhouse, Those Icicles. (www.myspace.com/mysistergrenadine)
Liza23 klingt zunächst wie ein eBay-Verkäufer-Nickname. Ist aber in Wirklichkeit eine Band aus München, die immerhin den Bayerischen Musiklöwen als Newcomer des Jahres 2009 abräumte. Da man trotzdem beide nicht kennt (Preis und Band), darf man unbedarft an das gleichnamige Album „Liza23“ herangehen. Wobei bei nach Studium von Booklet und Bandfoto (drei Frauen, zwei Männer) auch ohne Hören schnell klar ist, wohin die Reise geht: Rockmusik mit deutschen Texten (Träume, Zustände, Fakten) à la Silbermond, Wir sind Helden, Juli oder Analoges. Der Verdacht bestätigt sich beim Hören schnell. Die vorher genannten stehen Pate. „Liza23“ ist letztendlich radiotauglich, gut gemacht und handwerklich in Ordnung. Aber leider un-originell. Es bleibt: kritisches Schulterzucken und der Hinweis, „wem’s gefällt…“. Hörhinweis: Ein letztes Mal. (www.myspace.com/liza23de)
Wer kennt eigentlich noch Max Mutzke? Einst gefeierte Grand-Prix-Hoffnung, auf dessen Rücken Stefan Raab seine Eurovisions-Karriere endgültig ins Rollen brachte, mittlerweile zwischen F- und G-Promi angesiedelt und wohl um jeden Auftritt bei einer Möbelhauseinweihung dankbar. Musikalisch gibt es an Max Mutzke gar nichts auszusetzen. Inzwischen hat er sich aus der Raab-Sekte entfernt und setzt auf Eigenregie. Oder „Home Work Soul“, wie sich sein neues Album nennt. Das fällt soulig, funkig und rockig aus und dürfte die bürositzenden Radiohörer begeistern. Max Mutzke hat es noch dazu geschafft, seine fraglos gute Stimme zurückzunehmen und den Songs eher dezent aufzudrücken. Auch eine Kunst, bei diesem begnadeten Organ. Insgesamt ohne Zweifel Songs mit internationalem Flair, spannenden Arrangements und hoffentlich bald genügend Aufmerksamkeit. Hörhinweis: Let it happen, Fever, I can’t get you. (www.myspace.com/maxmutzke)
Grimoon haben ihre Basis von Venedig nach Preganziol (Norditalien) verlegt. Von dort aus gehen sie ihrem Sound auch auf dem neuen Album „Super 8“ konsequent nach: beherzt leise Töne, die durchaus dynamische Eruptionen aufgabeln, dazu Akustikgitarren, Piano, Instrumente der kleinen Gattung (Glocke, Flöte usw.) und französische Texte. Oft sucht man bei Alben nach dem Fluss, dem neudeutschen „Stream“. Hier passiert das. Von Anfang bis Ende fühlt man sich eingeordnet und behütet. Alles passt, alles fügt sich, so dass am Ende ein wunderbar flüsterndes, inniges und persönliches Album entstand, das jedem Regentag Konkurrenz machen kann. Hörhinweis: Je me transforme, Amour. (www.myspace.com/grimoon)
Nach 25 Jahren machen a-ha Schluss. Warum auch immer: Müdigkeit, Unlust oder schlechte Laune. Zum Ausklang gibt es eine ausgedehnte Abschiedstournee und die zweckmäßige Doppel-CD „a-ha 25“ zur Begleitung. 39 Songs reflektieren chronologisch die Bandgeschichte. Als Trösterli gibt es den letzten neuen Song „Butterfly, Butterfly (The last Hurrah)“, der natürlich in die a-ha-eigene Popwelt wie die Faust aufs Auge passt. Schade für die Fans, dass es zu keinem korrekten Album mehr reichte, aber vielleicht besser so. Wer weiß, welch abgelegte Songs die Norweger sonst aus diversen verstaubten Schubläden gezogen hätten. Hörhinweis: alles. (siehe auch Porträt auf S. 7)
Diskografie
My Sister Grenadine – Subtitles & Paper Planes (20.8.2010, Solaris Empire)
Liza23 – Liza23 (30.7.2010, 4ohm)
Max Mutzke – Home Work Soul (27.08.2010, wea)
Grimoon – Super 8 (23.7.2010, Solaris Empire)
a-ha – aha 25 (6.8.2010, Warner)