Gabrielle Crawford: Jane Birkin,
Hannibal 2005, € 34,90, ISBN 3-85445-260-8
„Je t’aime“ hauchte sie in den 60ern zusammen mit ihrem Geliebten Serge Gainsbourg ins Mikro und wurde zur Ikone. Die Halbengländerin/Halbfranzösin Jane Birkin hat und hatte aber immer viele Talente. Das Buch ist eine Hommage an eine sinnliche Frau mit einer Menge Lebenserfahrung und interessanten Begegnungen, fotografisch festgehalten von ihrer engen Vertrauten Gabrielle Crawford. Ein wunderbares „Coffeetable Book“.
Ursula Gaisa
Martin Geck: Mozart. Eine Biographie,
Rowohlt 2005, € 24,90, ISBN 3-498-02492-2
Wer glaubt, das Phänomen „Mozart“ sei hinreichend entschlüsselt und beschrieben, dem sei Martin Gecks soeben erschienene Biographie dringlichst an Hirn und Herz gelegt. Der ebenso gründliche wie witzige und völlig unprofessorale Professor entwirft ein weites Panorama solider und origineller Sichtweisen auf den Menschen Mozart, sein Umfeld und sein Werk. Man lässt sich von Martin Gecks Sprachkunst gern einfangen, freut sich über F. W. Bernsteins Illustrationen und spürt, wie spannend Musikwissenschaft sein könnte…
Theo Geißler
Hannelore Brenner-Wonschick: Die Mädchen von Zimmer 28,
Droemer/Knaur 2004, € 19,90, ISBN 3-42627-331-4
In einfühlsamer Weise hat sich die Autorin mit der Geschichte der Mädchen befasst, die das Schicksal zwischen 1942 und 1945 im KZ Theresienstadt im Zimmer 28 des Mädchenheims zusammenführte. Angst und das immer drohende Damoklesschwert der Deportation in den Osten vermischen sich mit einem intensiv erlebten Gemeinschaftsgefühl und der unmittelbaren Freude an künstlerischen Aktivitäten. Ein eindrucksvolles und fesselndes Buch, das Zeugnis dafür ablegt, dass Kultur und Musik auch in schlimmsten Situationen Lebenssinn und -motivation und vor allem die menschliche Würde bewahren helfen.
Barbara Haack
Michael Gielen: „Unbedingt Musik“. Erinnerungen,
Insel 2005, € 19,80, ISBN 3-485-17272-6
Ein Unbequemer, der etwas zu sagen hat: Was Michael Gielen hier sprachlich pointiert zu erzählen weiß, ist weit mehr als eine harmlose Aneinanderreihung von Anekdoten (solche, übrigens köstliche, finden sich natürlich auch), vielmehr entsteht ein reflektiertes Panorama musikalischer Grundbedingungen in Deutschland und darüber hinaus. „Erfahrungen und Gedanken“ zu einzelnen Themen und Werken beschließen einen unbedingt lesenswerten Band.
Juan Martin Koch
Ursula Anders: Friedrich Gulda – Wanderer zwischen Welten. Diskografie, Reden, Interviews, zusammengestellt von Thomas Kanehl, 1949–2003,
Bibliothek der Provinz 2005, € 37,00, ISBN 3-85252-531-4
Ein Jahrhundertpianist auf Schallplatte: ein aktuelleres Nachschlagewerk zur diskografischen Hinterlassenschaft von Friedrich Gulda gibt es nicht. Die Nachlassverwalterin Ursula Anders firmiert als Herausgeberin der ersten Gulda-Diskografie (Bibliothek der Provinz); auf knapp 350 Seiten sind 154 Veröffentlichungen dokumentiert. Das Buch enthält außerdem die DVD „The Legacy“ und ist gespickt mit Reden, Interviews und Statements des österreichischen Künstlers.
Andreas Kolb
Ulla Meinecke: Im Augenblick. Texte – Fotografien – Bühnengeschichten,
Schwarzkopf & Schwarzkopf 2005, € 19,90, ISBN 3-89602-617-8
Intelligent, eigenwillig, voller Fantasie. Alles Attribute, die der Vollblutkünstlerin Ulla Meinecke zu eigen sind. In ihrer längst überfälligen Biographie erzählt sie über Begegnungen mit ihr wichtigen Personen, über ihre Sichtweise auf die alltäglichen Dinge eines Künstlerlebens. Ihre bereits legendären Bühnengeschichten kann man ebenso nachlesen wie die geistreichen Liedtexte. Die im Buch veröffentlichten Fotos des langjährigen Begleiters Jim Rakete bringen dem Leser eine Sängerin näher, die sich in fast dreißig Jahren Bühnenpräsenz nicht unterkriegen lassen hat.
Barbara Lieberwirth
Manfred van Rey, Ernst Herttrich, Thomas Daniel Schlee (Hrsg.): Die Beethovenfeste in Bonn 1845–2004. Band 1 Geschichte, Band 2 Dokumentation von Robert Fontani.
Eine Veröffentlichung des Beethoven-Hauses und der Internationalen Beethovenfeste Bonn, Verlag Beethoven-Haus Bonn 2003, ISBN 3-88188-076-3
Vielerlei Ein- und Rückblicke: Das Bonner Podium als Standort europäischer Musikgeschichte durch mehr als 150 Jahre. Gesellschaftskritischer Tiefblick aus dem Hörraum dieser Stadt. Erhellung kaum bekannter kulturpolitischer Hintergründe. Mekka nicht nur der Beethoven-Pflege, sondern vieler Impulse und Initiativen. Wer nennt, wer kennt (noch) all deren Namen, all die Interpreten, Komponisten, Macher und Gäste? Zwei Bände Dokumentation zum Stöbern.
Eckart Rohlfs
Ingo Metzmacher: Keine Angst vor neuen Tönen,
Rowohlt 2005, € 16,90, ISBN 3-87134-478-8
Man wird das Buch wohl kaum empfehlen können, weil es neue Erkenntnisse in Sachen zeitgenössischer Musik verschafft. Hier ist Metzmacher oft etwas pauschal und einfach. Aber hier schreibt einer, der sich vom Neuen begeistern ließ, er beschreibt, wie die Neugier wuchs und schließlich zur Leidenschaft wurde. Nicht vielen im „großen“ Dirigentengeschäft ist dieser Weg offen geblieben. Und Metzmacher schildert ihn mit einer Schlichtheit und Offenheit, wie sie nur in Liebesgeständnissen zu finden sind.
Reinhard Schulz
Josef Tal: Tonspur. Auf der Suche nach dem Klang des Lebens.
Autobiografie, Henschel Verlag 2005, € 24,90, ISBN 3-89487-503-8
„Meinen Enkeln und Urenkeln, vom Überleben erzählt“ lautet die Widmung zu dem Buch, in dem der 95-jährige Doyen der israelischen Musikkultur mit Charme und Witz sein Leben Revue passieren lässt. Berlin, das der Sohn eines Rabbiners 1934 Richtung Palästina verlassen musste, und Jerusalem bilden – trotz allen Leids seiner Familie im Holocaust – bis heute die beiden wichtigsten Pole in Tals Leben, wo er jeweils mit dem Aufbau von Studios für elektronische Musik (1927 bzw. 1961) Pionierarbeit leistete.
Michael Wackerbauer
Wenn Engel musizieren. Musikinstrumente von 1594 im Freiberger Dom,
Verlag Janos Stekovics 2004, € 19,80, ISBN 3-89923-067-1
Ein Zufallsfund: musizierende Engel, durchleuchtet. Erleuchtet die Kommentare und Beiträge auch zur Sozialgeschichte der Musik vor 400 Jahren. Für Kenner, Liebhaber und Dilettanten; für Genießer.
Martin Hufner