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Xenakis explosiv, introvertierte Gitarrenklänge

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Neue CDs mit Neuer Musik, rezensiert von Max Nyffeler
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Neun Jahre dauerte die Realisierung des gewaltigen Projekts, nun liegen die Arbeitsergebnisse in einem CD-Fünferpack vor. Die Gesamtaufnahme der Orchesterwerke von Iannis Xenakis durch Arturo Tamayo und das Orchestre Philharmonique du Luxembourg darf ohne Übertreibung als editorische Großtat bezeichnet werden.

Sie ist umso bemerkenswerter, als das Wagnis der Produktion von einem Nischenlabel eingegangen wurde. Der klingende Orchesterkosmos umfasst 23 Werke, angefangen vom bahnbrechenden „Metastaseis“, das 1955 das Donaueschinger Publikum aufschreckte, bis zu den späten Werken der neunziger Jahre. Orchester und Solisten – der Bariton Spyros Sakkas, die Schlagzeugerin Béatrice Daudin und der phänomenale Pianist Hiroaki Ooï – leisten Außergewöhnliches. Wie sie die archaische Wildheit dieser Musik, ihre schwindelerregenden Raumwirkungen und Klangexplosionen vergegenwärtigen, ist schlicht atemberaubend (Timpani 5C1177, Vertrieb Note 1).

Das Kontrastprogramm zum expansiven Xenakis liefert eine Neueinspielung mit Gitarrenmusik des 20. Jahrhunderts: Intime Kammermusik, wunderbar entspannt interpretiert von Stefan Barcsay. Den Rahmen für die intelligente Werkauswahl bilden vier stimmungsvolle kubanische Charakterstücke von Leo Brouwer. Dazwischen de Fallas „Homenaje“ an Debussy, eine liedhafte Fantasie von Fernando Sor und Stücke der kaum bekannten Engländer Alan Rawsthorne und Lennox Berkeley. Nachhaltigen Eindruck hinterlässt die Ersteinspielung von „Silent Mountain“ des chinesischen Komponisten Qu Xiao-Song (geb. 1952) – schlichte, konzentrierte Klangzeichen, mit schlackenloser Schönheit zum Erklingen gebracht (raccanto rc007, www.raccanto.de).

Die nicht gerade alltägliche Verbindung des Akkordeons mit Streichern erweist sich bei der Kammermusik von Isang Yun als überaus perspektivenreich. Im „Concertino“ mit Streichquartett bildet es zunächst die dunkle Kehrseite der ekstatischen Aufschwünge der Streicher und verknäuelt sich dann unauflöslich mit ihnen. Im Dialog mit der Viola und dem Cello ist es zu sensibler Zeichnung fähig, in der Trio-
besetzung bringt es die Klänge zum leuchten. Stefan Hussong und das Minguet Quartett sind die hingebungsvollen Interpreten dieser arabeskenreichen, ausdrucksstarken Musik (Wergo 6716 2).

Zwei Kriegssinfonien von Roy Harris (1898–1979), einem hierzulande wenig bekannten Sinfoniker, hat Naxos in der Serie „American Classics“ veröffentlicht. Es sind interessante Zeitdokumente: Die Fünfte, „dem heroischen und freiheitliebenden Volk unseres großen Verbündeten, der Sowjetunion“ gewidmet, erklang erstmals 1943 in Boston unter Serge Koussevitzky mit Direktübertragung in den USA und in der UdSSR, die patriotische Sechste („Gettysburg“) von 1944 erinnert an Abraham Lincoln und den amerikanischen Bürgerkrieg. Die Militanz hält sich wider Erwarten in Grenzen. Die gemäßigt moderne Musiksprache zeichnet sich durch rhythmische Festigkeit und klare Linienführung aus, Transparenz ist oberstes Gebot (Naxos 8.559609).

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