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Zeitspiegel

Untertitel
CD-Rom „Mozart on Tour“, Heureka-Klett Stuttgart 1998.
Publikationsdatum
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„Mozart on Tour“: Mit zeitgeistigem Anglizismus im Titel hat der Softwareverlag Heureka-Klett das Wagnis unternommen, eine der deutschen Musikikonen auf das Medium CD-Rom zu bannen. Texte, Bilder, Filmsequenzen und Musikstücke sollen dem Computer- und Musikliebhaber einen neuen Zugang zu Leben und Werk des Komponisten bieten. Ausgangsidee der CD-Rom ist die Tatsache, daß Wolfgang Amadeus Mozart von seinem kurzen Leben fast ein Drittel auf Reisen verbrachte. Rund 200.000 Kilometer reiste er in ungefederten Kutschen auf staubigen Straßen. Aber er lernte auch die Metropolen seiner Zeit kennen: Von Salzburg aus aufbrechend sah er Wien, London, Paris, Prag und die Städte Italiens. Er sammelte auf diese Weise neue Eindrücke, die in seine Werke einflossen. Die Reisen Mozarts sind der Leitfaden durch den optisch schön gestalteten Datenträger. Von der ersten Europareise, auf der Leopold Mozart seine „Wunderkinder“ Wolferl und Nannerl an den europäischen Königs- und Fürstenhöfen präsentierte, bis zur letzten Reise nach Prag kurz vor seinem Tod im Jahr 1791 wird so der Lebensweg des Komponisten und die Entstehung seiner wichtigsten Arbeiten nachgezeichnet. Die Rubrik „Zeitspiegel“ bietet ein buntes Kaleidoskop über die Epoche und den herrschenden Zeitgeist. Die besuchten Städte werden mit kurzen Videofilmen vorgestellt, und es gibt Texte über und Zitate von vielen Zeitgenossen Mozarts. Und natürlich findet sich Musik auf der CD. Im „Opern-Menü“ gibt es eine Reihe seltener Mozart-Videos von „La Finta Giardiniera“ bis zur „Zauberflöte“. Ganz nett ist hier der akustische Interpretationsvergleich zwischen Nikolaus Harnoncourt und Karl Böhm am Beispiel der „Entführung aus dem Serail“. Daneben sind Ausschnitte aus zahlreichen Mozart-Werken vom Lied bis zur Sinfonie zu hören. Ein Nachteil: Es fehlen genaue Angaben über die jeweiligen Aufführenden. Das Ausschnitthafte ist sowohl im Text als auch im Musikteil das eigentliche Problem der CD-Rom. Sie bleibt an der Oberfläche, einen wirklichen Einblick in dieses bewegte Künstlerleben vermag sie nicht zu geben. Insofern ist ihr Nutzerkreis klar abgegrenzt: Sie ist für jemanden, der bisher von Mozarts Leben und Werk nichts wußte, ein bunter und abwechslungsreicher Einstieg. Den Genuß, der sich dem Musikfreund beim Hören eines vollständigen Mozart-Werks bietet, kann sie jedoch nicht ersetzen.

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