Neue Aufnahmen von und mit und zu: Nicolaus A. Huber, Christopher Tarnow, Theremin, Carolina Eyck, Sabrina Ma und den Donaueschinger Musiktagen 2014.
Kompositionen von sechs Komponisten in ganz unterschiedlichen Besetzungen und Stilen sind hier versammelt, doch die Zusammenstellung trägt die Handschrift der Perkussionistin Sabrina Ma, auch wo sie nur im Hintergrund hörbar ist. Die in England geborene Musikerin, Preisträgerin des Deutschen Musikwettbewerbs 2013, liebt die differenzierten Töne und fügt sich gern in einen kammermusikalischen Zusammenhang ein. Die Solostücke, darunter Werke von Steve Reich und Brian Ferneyhough, überzeugen durch überlegte Zeitgestaltung und klangliche Akuratesse. Ein intelligent komponiertes Percussion-Album. (Genuin classics)
Die Dokumentation der Donaueschinger Musiktage 2014 zeigt noch einmal in aller Deutlichkeit die Programmpolitik des kurz darauf verstorbenen Leiters Armin Köhler. Drei SACDs präsentieren den instrumentalen/vokalen Zweig der Neuen Musik, mit Werken von Friedrich Cerha über Wolfgang Rihm und Salvatore Sciarrino bis Brian Ferneyhough und Hanspeter Kyburz, und eine DVD enthält audiovisuelle Produktionen von Simon Steen-Andersen, OndÅ™ej Adámek und Jennifer Walshe. Eine klare Trennung der Ästhetiken und Generationen, mit einigen Überlappungen. Die „analoge“ Generation huldigt noch der Disziplin der exakten, auf ein aufmerksames Hören gerichteten Partiturnotation, die „digitale“ nimmt weitgehend Abschied vom Papier und ernährt sich von ihrer Fernseh- und Internet-Erfahrung. Die ausgesuchten Klang-Bild-Metaphern von komisch bis bedrohlich machen dem Publikum Spaß – audiovisuelles Entertainment at its best. (Neos)
Theremin ist Elektronik mit Nostalgiefaktor. In seinen Theremin Sonatas, die er selbst am Flügel begleitet, greift Christopher Tarnow denn auch tief in die Kiste postromantisch üppiger Klangentfaltung, und wenn das Theremin sich dazugesellt, klingt es zunächst beseelt wie im Cellokonzert von d’Albert. Doch plötzlich beginnt das Instrument sein herzzerreißendes Geheul und das freundliche Gesicht wandelt sich zur Fratze. Der menschliche Ausdruck des Instruments kann blitzschnell in sein Gegenteil umkippen, feste melodische Konturen zerfließen oder werden zum bizarren Gelächter. Eine musikalische Geisterbahn der Sonderklasse. Die Thereminvirtuosin Carolina Eyck beherrscht das schwer kontrollierbare Instrument wie der Jockey sein kostbares Rennpferd. (Genuin classics)
Die Ensemblestücke von Nicolaus A. Huber aus den Jahren 1992 bis 2011, die das ensemble reflexion K unter der Leitung von Gerald Eckert aufgenommen hat, sind auch beim wiederholten Hören ein Abenteuer der Wahrnehmung. Eine Musik von hohem Abstraktionsgrad, die nichts erzählen will, was außerhalb ihrer selbst liegt. Es sind die kantig zugespitzten, unerhört farbigen Klänge und Klangkonfigurationen selbst, die sprechen, und die Pausen dazwischen steigern die Erwartung auf das jeweils Folgende. Jeder Klang wird zum Ereignis, auch das menschliche Stimmengewirr, das in „Zum Beispiel: wogende Äste“ von Tonband abrupt zugespielt wird und wieder verschwindet. Die Dramatik dieser Musik resultiert nicht aus Prozessen, sondern aus der Folge von disparaten Ereignissen. (Coviello)
Werke unterschiedlichster Machart aus den letzten zwei Jahrzehnten sind in einem Sampler versammelt, der unter dem Titel The Rest Is Silence erschienen ist. Die Komponistennamen reichen von Kagel bis Pärt, von Sciarrino bis Abrahamsen, die Interpreten vom Arditti Quartett bis zum WDR Sinfonieorchester, Neotonales herrscht vor. Es sieht nach Zweitverwertung aus, gibt aber den Blick frei auf den schier grenzenlosen Stilpluralismus unserer postmodernen Epoche. (Winter&Winter)