Dann hinein in den baldigen Plattensommer. Getragen von den finalen Schneeflocken eines ausgefallenen Winters, dem man nicht unterstellen könnte, einen Winterblues zu verursachen.
Sollte der Sommer so werden, wie es die Klänge des neuen Was (Not Was) Albums „Boo!“ versprechen, wird sicher alles gut. Die Brüder Don und David Was aus Detroit (USA) sind grundsätzlich und mit Pausen seit 1981 im Geschäft. Markant war stets ihr Popsound zwischen Rock, Funk und R&B. Es funkelt freilich wieder an allen Stellen des Albums. Keine ausgewalzten Melodien, nur sprühende Ideen und geistesgegenwärtige Umsetzung. Ein Album, das Pop ziemlich treffend umsetzt. Fröhlich, nie aufgesetzt und scheinbar simpel strukturiert. Für Deutschland zu progressiv, denn es fehlen dem radioverwöhnten Hörer die typischen, so genannten Hooks. Leider ist bei Was (Not Was) der ganze Song ein Hook. (www.wasnotwas.co)
Das glatte Gegenteil verkörpern Mêlée aus Orange County (Kalifornien). Schon auf dem Cover des Albums „Devils & Angels“ präsentieren sie sich als auf Understatement gebürstete Yuppies. So erschallt es dann. Perfekt produzierter amerikanischer Pop (früher AOR), dem man geschickt einige Kanten gestattet, um das Dekolleté nicht ganz so pomadig aussehen zu lassen. Man pendelt zwischen Seriosität und guter Laune, setzt üppig das Piano ein und dreht die Gitarren nie zu laut. Das wird im Radio ankommen und hat seine Berechtigung für Hörer ab gefestigten 25 Jahren. Die amerikanischen PUR für gehobenen Anspruch. Quasi. (www.meleerocks.co)
Über James Last muss man wenig erzählen. Irgendwer hat nun die „Legendary 1975 record plant studio sessions“ ausgegraben und digital gepresst, denn die LP aus dem Jahre 1975 genießt allerhöchsten seltenen Geheimtippstatus. „James Last in Los Angeles“ verzaubert mit Discosound, Fusionelementen, Jazzfrakturen und einem unnachahmlichen Glitzerambiente. Wer möchte da noch glauben, dass James Last solche Verbrechen wie die Traumschiff-Titelmelodie begehen konnte. „James Last in Los Angeles“ muss dringend jedem ernsthaften Pophörer empfohlen werden. So klangen die 70er in Amerika. Bombastisch und groovend. (www.jameslast.co)
Buena Vista wird langsam ein Langweiler-Thema. Nach den Sisters nun The Sons of Buena Vista mit „Con un poco de ayuda”. Liebe Marketing-Abteilung, das Thema ist längst durch, bitte verschont uns in nächster Zeit mit den Uncles, Aunts, Nephews und Grandmas of Buena Vista. Gewiss. Das ist alles coole, sensationell gespielte Musik, die die junge kubanische Band da vom Stapel lässt. Offenkundig modern, weil mit Rap untermalt. Doch immer wieder traditionell. Gesalbt von Compay Segundo. Deshalb stößt dieses „Buena“ Label ja so sauer auf. Man weiß nie, was sie einem verkaufen wollen. Den Stempel oder die Musik. Hörenswert sicher, aber exorbitant anders auch wieder nicht. (www.termidor.de)
Die nette Christina Stürmer aus Österreich mit ihrem nächsten Album: „laut-Los“. Sechs Titel gibt es vorab für die Presse zu hören. Eine Melange aus unveröffentlichten Songs und alten, im neuen Akustikgewand arrangierten, Klassikern. Mehr als diese sechs Songs wären nicht nötig gewesen um festzustellen: Die junge Dame kann singen (wer österreichische TV-Sender empfangen kann, kennt vielleicht ihre Unplugged-Auftritte), steht immer noch vor einem Bollwerk an sehr guten Produzenten und Songwritern und schöpft natürlich bei den Begleitmusikern aus dem Vollen. Man weiß zwar oft nicht, singt da nun Christina Stürmer oder ist das Silbermond? Aber was soll’s. Die Musik hat eben die Zielgruppe der „Generation Soap“ und dafür ist sie leider und definitiv zu gut. Ob man sich nun als Künstlerin mit gerade drei Alben und 25 Jahren schon neu interpretieren und suchen muss, mag man bezweifeln. Prätentiös klingt es bei Christina Stürmer jedenfalls nicht. (www.christinastuermer.co)
Diskographie
Was (Not Was) – Boo! (25.04.2008 Ryko)
Mêlée – Devils & Angels (April 2008, Warner)
James Last – James Last in Los Angeles (04.04.2008, Universal)
The Sons of Buena Vista – Con un poco de ayuda (25.04.2008, Connector)
Christina Stürmer – laut-Los (04.04.2008, Polydor)