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Bohuslav Martinus Oper The Greek Passion

Bohuslav Martinus Oper The Greek Passion

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Beklemmende Aktualität

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Neu auf DVD/Blu-ray: Opern von Mozart bis Martinů
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Spätestens seit der Bregenzer Aufführung (1999) der Urfassung von Bohuslav Martinůs Oper The Greek Passion kann dieses bedeutende Werk eigentlich als „wiederentdeckt“ gelten. 

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Dennoch dürfte die Salzburger Produktion aus dem vergangenen Jahr – gespielt wurde die kompaktere, überarbeitete Fassung von 1961 – dem Renommee der Oper einen weiteren bedeutenden Schub gegeben haben. Auf der Basis der Romanvorlage „Chris­tus wird wiedergekreuzigt“ von Nikos Kazantzakis hat Martinů ein Musikdrama über Scheinheiligkeit und echte Menschlichkeit, über Ausgrenzung und Toleranz geschrieben, das zeitlos aktuell ist.

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Bohuslav Martinus Oper The Greek Passion

Bohuslav Martinus Oper The Greek Passion

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In einem griechischen Dorf, das sich gerade auf ein Laien-Passionsspiel vorbereitet, bittet eine Gruppe Geflüchteter um Schutz und trifft auf Skepsis und Ablehnung. Die zurückhaltende, von der Personenführung her aber sehr präzise Inszenierung von Simon Stone forciert den Gegenwartsbezug der Handlung nicht. Beklommenheit stellt sich dennoch ein, was an Martinůs eindringlicher Partitur liegt, die Modernistisches und quasi byzantinische Historismen auf überzeugende Weise miteinander verschränkt. Von den Wiener Philharmonikern unter Maxime Pascal opulent begleitet, glänzen der Wiener Staatsopernchor und ein auch darstellerisch packendes Ensemble, darunter Sebastian Kohlhepp als Manolios, Sara Jakubiak als Katerina und Charles Workman als Yannakos. (Unitel)

Weniger überzeugend geriet die letztjährige Salzburger Aufführung von Verdis Macbeth. Das auf die Kinderlosigkeit des mörderischen Herrscherpaares abzielende Assoziationskino, das Regisseur Krzysztof Warlikowski unter anderem mit ausführlichen Projektionen aus dem Œuvre Pier Paolo Pasolinis zu evozieren versucht, bleibt über weite Strecken blass, auch Philippe Jordans Dirigat reißt einen nicht vom Hocker. So tragen der beachtliche, aber nicht überwältigende Vladislav Sulimsky als Macbeth und die einmal mehr szenisch wie vokal äußerst intensive Asmik Grigorian als Lady die Hauptlast der Produktion, in der Jonathan Tetelman mit der Arie des Macduff einen vokalen Glanzpunkt setzt. (Unitel)

Salzburger Festspiele 2023 und Wiener Philharmoniker zum Dritten: Mozarts Le Nozze di Figaro gerät in Martin Kušejs kalt beobachtender Inszenierung zu einer eher zähen Angelegenheit. Dem von mafiösen Gestalten bevölkerten, schmucklosen Hotel müssen die gerne mit Pistolen herumfuchtelnden Sänger Leben einhauchen, was besonders Andrè Schuen als Graf, Sabine Devieilhe als Susanne und vor allem der überragenden Lea Desandre als Cherubino gelingt. Raphaël Pichons Dirigat irritiert mit einigen extremen Tempozurücknahmen, die Ensembles sind mitunter überraschend ausbalanciert. (Unitel)

Ein völlig anderer Mozart-Stil wird im Schlosstheater von Versailles gepflegt. Der konventionell-historisierende Ansatz funktioniert im Don Giovanni dank der spritzigen Regie (Marshall Pynkoski) und des vitalen Dirigats (Gaétan Jarry) ausgezeichnet, auch wenn das Hammerklavier es in Sachen Dauerpräsenz allzu gut meint. Fantastisch besetzt sind die beiden großen Frauenrollen mit Florie Valiquette (Donna Anna) und Arianna Vendittelli (Donna Elvira), auch das übrige Ensemble kann sich hören lassen. (Château de Versailles)

Als grell gegen den Strich gebürstetes, optisch opulentes Spektakel präsentierten die Bregenzer Festspiele in diesem Jahr Webers Der Freischütz. Die Regie Philipp Stölzls wird dominiert von der neuen Textfassung Jan Dvoráks, in der Samiel (Moritz von Treuenfels) nicht nur als reimender Conferencier – begleitet von einem Ensemble aus Cembalo, Akkordeon und Kontrabass – in die gesprochenen Dialoge, sondern bisweilen auch in die gesungenen Nummern eingreift. Das ist auf Dauer etwas ermüdend, verfehlt seine beißend-ironisierende Wirkung aber nicht. Musikalisch kommt die Produktion nur selten über solides Niveau hinaus. Schade, dass ausgerechnet der auffälligsten Sängerin, Katharina Ruckgaber in der ansonsten aufgewerteten Rolle des Ännchen, die zweite Arie gestrichen wurde. (C Major)

Zum Schluss wieder eine Repertoire-Rarität: Die Deutsche Oper Berlin wagte sich in der Spielzeit 2022/23 an Rued Langgaards sperriges Hauptwerk Antikrist heran. Ersan Mondtag drückt der Inszenierung mit knalligen Ganzkörperkostümen, tänzerisch-choreographischen Elementen und einer expressionistischen Farbpalette seinen Stempel auf. Szenisch wirksamer wird die packend-düstere Partitur dieser oratorischen „Kirchenoper“ dadurch nicht unbedingt, aber als musikalisch kompetente Umsetzung unter der Leitung von Stephan Zilias ist dies eine anregende, deutschsprachige Alternative zur Maßstab setzenden dänischen Produktion, die 2005 bei Dacapo auf DVD erschienen war.

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