Waren bisher alle seine Filme rhythmisch und musikalisch interessant gebaut, so widmet sich Woody Allen nach „Zelig“ und „Broadway Danny Rose“ dieses Mal ganz explizit einer Musiker-Biografie. „Sweet And Lowdown“ erzählt die Geschichte des „zweitbesten Gitarristen der Welt“, Emmet Ray, dargestellt von Sean Penn, der sich in den 30er-Jahren mit Nachtclub-Engagements und gelegentlichen Ausflügen ins Zuhälter-Milieu über Wasser hält. Heimlicher Gott und eigentlicher Hauptdarsteller aber ist „dieser Zigeunergitarrist in Europa“ Django Reinhardt, dem Emmet auch zweimal angeblich begegnet ist. Vor lauter Aufregung fällt er aber jedes Mal in Ohnmacht, wenn er ihm wirklich gegenübersteht. Neben der Musik interessieren ihn noch Poolbillard, schnelle Autos, modische Anzüge und schöne Frauen. Doch wenn er abends im Club zur Gitarre greift – vorausgesetzt er schafft es, einigermaßen nüchtern und pünktlich zu erscheinen, vergisst er alles und sichert sich jedes Mal wieder seinen Platz im Jazzolymp.
„Warum Emmet Ray? Weil er interessant war. Er war faszinierend. Und er war komisch. Oder vielleicht sollte man lieber sagen, Mitleid erregend? Er war extravagant und rüpelhaft und unausstehlich. Das Problem ist, man weiß so wenig über ihn. Nur, dass er ein toller Gitarrist war.“ So begründet Woody Allen in seiner Rolle als Jazz-Experte in seinem neuesten Werk „Sweet and Lowdown“ (deutscher Kinostart 30. März 2000) die Wahl seines Filmhelden. Und man ist wirklich versucht, im Lexikon den Namen Emmet Ray nachzuschlagen. Fehlanzeige – natürlich – einen berühmten amerikanischen Jazzgitarristen mit diesem Namen hat es nie gegeben, aber es hätte ihn geben können. Woody Allen, seit seinem 16. Lebensjahr begeisterter Jazzklarinettist, hat nämlich eine so lebendige fiktive Figur erschaffen, dass es Joseph Vilsmaier die Tränen in die Augen treiben müsste – ist er doch an der wirklichen Legende Marlene Dietrich kläglich gescheitert. Waren bisher alle seine Filme rhythmisch und musikalisch interessant gebaut, so widmet sich Woody Allen nach „Zelig“ und „Broadway Danny Rose“ dieses Mal ganz explizit einer Musiker-Biografie. „Sweet And Lowdown“ erzählt die Geschichte des „zweitbesten Gitarristen der Welt“, Emmet Ray, dargestellt von Sean Penn, der sich in den 30er-Jahren mit Nachtclub-Engagements und gelegentlichen Ausflügen ins Zuhälter-Milieu über Wasser hält. Heimlicher Gott und eigentlicher Hauptdarsteller aber ist „dieser Zigeunergitarrist in Europa“ Django Reinhardt, dem Emmet auch zweimal angeblich begegnet ist. Vor lauter Aufregung fällt er aber jedes Mal in Ohnmacht, wenn er ihm wirklich gegenübersteht. Neben der Musik interessieren ihn noch Poolbillard, schnelle Autos, modische Anzüge und schöne Frauen. Doch wenn er abends im Club zur Gitarre greift – vorausgesetzt er schafft es, einigermaßen nüchtern und pünktlich zu erscheinen, vergisst er alles und sichert sich jedes Mal wieder seinen Platz im Jazzolymp. Sein chaotisches Leben scheint sich zum Guten zu wenden, als er die stumme Wäscherin Hattie (dargestellt von der Neuentdeckung Samantha Morton) kennen lernt. Sie teilt seine Leidenschaft für die Musik und seine nächtlichen Ausflüge zu Bahnübergängen und Schrottplätzen. Emmet liebt es nämlich, auf Ratten zu schießen und vorbeifahrenden Zügen zuzusehen. Aus heiterem Himmel fällt ihm aber auf, dass diese Liebe zu Hattie ihn in seiner egomanischen Freiheitsliebe einschränkt, er verlässt sie und heiratet die Möchtegern-Schriftstellerin Blanche (Uma Thurman). Als er Blanche eines Tages in flagranti mit dem zwielichtigen Leibwächter Al Torrio erwischt, der seine Frau wegen seiner dunklen Vergangenheit fasziniert, verliert er gänzlich den Boden unter den Füßen. Das letzte, was die „Jazz-Experten“, die die Handlung kommentieren, von Emmet gehört haben, ist die Ballade „Unfaithful Woman“, dann verliert sich seine Spur...Mit umwerfender Komik und gewohnter Leichtigkeit erzählt Allen diese eigentlich tragische Geschichte. Sean Penn brilliert als wichtigtuerischer Anti-Held mit einer ganz eigenen Körpersprache, die er Ray angedeihen lässt. Extra für „Sweet and Lowdown“ hat er Gitarre Spielen gelernt und fleißig geübt, auf dem Soundtrack sind zwar andere Musiker zu hören, aber sein Spiel wirkt echt und authentisch. Und wenn er total betrunken fast von einem extra für ihn angefertigten Bühnenmond fällt, muss man sich zwangsweise in diese verlorene Figur verlieben. Uma Thurman glänzt – wie schon in „Henry and June“ – dieses Mal in einer naiven Version als Männer verschlingende Glamour-Queen.
Mit seinem langjährigen musikalischen Begleiter Dick Hyman hat Woody Allen eine vielseitige musikalische Mischung aus historischen Aufnahmen und neuen Einspielungen, die Gitarre wurde von Howard Alden eingespielt, zusammengestellt. Im ursprünglichsten Sinne aber ist „Sweet and Lowdown“ eine Hommage an Django Reinhardt, der wie Emmet für sein Gitarrenspiel ebenso berühmt war wie für seine notorische Unzuverlässigkeit. Wie Emmet starb Reinhardt jung und unglücklich, gezeichnet von Krankheit und dem Verlust seiner Spielfreude und -fähigkeit. Die Figur Emmet Ray ist so rast- und heimatlos „wie ein Zigeuner“.
Woody Allens neuester Film ist ein Must für alle Jazzliebhaber und solche, die es werden wollen. Auf unterhaltsame Weise macht er mit Standards wie „Sweet Georgia Brown“, „Limehouse Blues“ und den Django-Reinhardt-Klassikern „Mystery Pacific“, „Avalon“ und Liebestraum (letztere in Originalaufnahmen) bekannt und vertraut. Die Musik spielt die Hauptrolle, Allen will dem Zuschauer den wahren Geist des Jazz nahe bringen, was ihm hier sicherlich gelingt.