Es gibt nicht sehr viele Musik-DVDs, die mit einer ausgesprochen eigenen Ästhetik Furore zu machen in der Lage sind. Häufig genug sind Bild und Ton in traditioneller Weise miteinander kombiniert. Musikfernsehen auf DVD. Dazu gibt es sicherlich ein paar Kniffe, um bestimmte musikalische Ereignisse geschickt hervorzuheben. Aber die Bildsprache bleibt konventionell, im Rahmen gewohnter Sichtweisen. Mit Joana Sás (Musik, Performance, Konzept) und Daniel Neves’ (Filmregie) Produktion verhält es sich anders.
Zwei Stücke, „13 mini(cre)-atures for robert schumann“ und „freedom means little. what i desire still has no name“ sind konsequent schwarz/weiß aufgenommen, die Kamerapositionen sind vielfach radikale Closeups, die Arbeit mit Schärfe und Unschärfe ist jederzeit ohne Effektheischerei, die Lichtsetzung, die Art, wie auch mit Über- und Unterbelichtung gearbeitet wird, macht diese Performance spektakulär. Dabei spielt Joana Sá eigentlich ja nur Klavier, präpariertes Klavier – zu dem diverse Zutaten hinzugefügt werden (Electronics, Toy Piano, Mobile und weitere Requisiten). Und Neves filmt nur, und zwar mit einer einzigen Kamera. Da macht der Schnitt die Musik genau wie die Ausstattung (Rita Sá). Es wäre nicht zu wenig behauptet, wenn man dieses Werk filmmusikalisch als integral bezeichnen wollte.
Darunter leidet, wenn man so will das zweite Produkt dieser DVD/CD, die CD nämlich. Man kann sich den Film ohne Film ansehen. Es bleiben die Töne, die für sich genommen natürlich auch mehr als reizvoll sind; aber man merkt doch, wie sehr die Bildsprache der Szenen selbst fehlt.
Dies ist die erste Produktion des Labels „blinker – Marke für Rezentes“ in Köln. Die erste Produktion wird nur schwer zu übertreffen sein.
Joana Sá und Daniel Neves: Through This Looking Glass
blinker, blink 001
Trailer: www.youtube.com/blinkerVideos