Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg +++ Mozart: Die Entführung aus dem Serail
Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg. 2 DVDs, Coviello Classics COV 81201 (Note 1)
Die Spielzeiteröffnung am Staatstheater Nürnberg geriet vergangenen Herbst zum Triumph für den neuen GMD Marcus Bosch. Er entlockte der Staatsphilharmonie eine wunderbar leichtgewichtige, die Traditonslinie Weber, Mendelssohn, Lotzing betonende Lesart der „Meistersinger“ und ermöglichte so dem ausgezeichneten Ensemble einen textverständlichen, nuancenreichen Wagnergesang. Jochen Kupfers Lied-naher Beckmesser, Albert Pesendorfers differenzierter Sachs, Michaela Maria Mayers traumhaft lockere Eva und Tilman Lichdis kernig-strahlender David stechen besonders hervor. Und weil auch David Mouchtar-Samorais Inszenierung mit Shakespeare als Gewährsmann das Stück augenzwinkernd von manchem Ballast befreit, war dies ein denkwürdiger Abend, der glücklicherweise filmisch festgehalten wurde.
Mozart: Die Entführung aus dem Serail. C Major 709204 (Naxos)
Christof Loy fühlt in seiner Produktion aus Barcelona dem Singspiel-Kern des Stückes auf den Zahn: dem Verhältnis von Text und Musik. Anders als Hans Neuenfels, der für seine legendäre Stuttgarter Inszenierung eine eigene Textfassung erstellte, vertraut Loy dem vollständigen Originaltext und fördert so manche, sonst hastig überflogene oder gestrichene Nuance zutage. Vor allem das ambivalente Verhältnis Konstanzes zum Bassa und ihre gar nicht so himmelhochjauchzende Wiederbegegnung mit Belmonte arbeitet er heraus, nicht ohne dass sich freilich manche Schauspielmanierismen einschleichen. Gesungen wird ausgezeichnet (vor allem von Diana Damrau als Konstanze), leider bietet Ivor Boltons Dirigat kaum mehr als adrette, historisierend verbrämte Kleinkariertheit. Dennoch ein wichtiges Stück Interpretationsgeschichte.