It was 50 years ago … als die Fab Four die Welt eroberten und die Beatlemania ausbrach. Die „zentrale Tanzschaffe“ aus Liverpool – wie sie damals in Deutschland von der „Electrola“ bezeichnet wurde, hatte bei unseren amerikanischen Freunden gerade sämtliche Hitparadenrekorde gebrochen, als im Sommer 1964 ihr erster Spielfilm ins Kino kam, der noch von United Artists konzipiert wurde, als sich die amerikanische EMI-Tochter Capitol-Records noch desinteressiert an der britischen Band zeigte. Als Regisseur wählte Produzent Walter Shenson den Amerikaner Richard Lester. Ein Glücksfall, wie sich herausstellen sollte: „A Hard Day‘s Night“ wurde zum weltweiten Kinohit und zu einem Meilenstein des Musikfilms. Eine „Mockumentary“ über 36 Stunden im Leben der Beatles, die zum Zeitdokument wurde.
Das TV-Konzert im Londoner Scala Theatre war im Übrigen ein purer Fake: die Beatles spielten vor leeren Stühlen. Erst nach dem Konzert wurde das Publikum hereingelassen, das dann zu den Fab Four auf dem Bildschirm kreischte. Lester hatte dieses Vehikel für John, Paul, George & Ringo im Nouvelle-Vague-Stil inszeniert. Und seine Lust an der filmischen Umsetzung von Musiknummern, die er schon in „It‘s Trad, Dad“ ausgelebt hatte, noch weiter verfeinert. So dass „A Hard Day‘s Night“ zur Blaupause für die ganze Videoclipkultur wurde. „Godard trifft auf die Marx Brothers“ schrieb der Filmkritiker Hans Schifferle vier Jahrzehnte später so treffend.
Damals hatte Kinowelt den Klassiker zum ersten Mal auf DVD veröffentlicht, mit gewöhnungsbedürftigen Ton und kontrastarmen Schwarzweißbildern. Auf dem Bildschirm machte so diese Zeitreise ins „Swinging London“ der frühen Sixties keinen rechten Spaß. Dank Koch wird sich das jetzt ändern: endlich erklingt der Soundtrack mit satten Bässen und das Bild leuchtet kontrastreich. Natürlich erscheint der Film in allen Formaten, DVD und Bluray, und Special Editions (mit viel Bonusmaterial). Und so kann man nur jubeln: Yeah! Yeah! Yeah!
Paris Blues (KSM)
In den Fifties war Paris die europäische Jazzhauptstadt. Bertrand Tavernier hat das wunderbar in den Achtzigern erzählt in seinem Meisterwerk „Round Midnight“ mit Dexter Gordon. Ein Film, der freilich viele Vorläufer hatte, darunter auch dieses Jazzdrama von 1961: „Paris Blues“. Martin Ritt inszenierte diesen Film „on location“, in der Stadt des Lichts, der Liebe und des Kinos, „Paree“. Eine Liebesgeschichte über zwei Amerikaner in Paris, Paul Newman und Sidney Poitier, die dort auf zwei Amerikanerinnen treffen, Joanne Wooward und Diahann Carroll. Aber der Plot ist wie so oft im Film unwichtig.
Eigentlich geht es um die Liebe zur Musik. Und so können wir relaxt hinuntersteigen in die Pariser Jazzkeller, in denen sich der Posaunist Ram Bowen (Paul Newman) und sein Kumpel herumtreiben. Irgendwann taucht sogar Louis Armstrong auf. Und den tollen Jazzscore hat Duke Ellington komponiert, der vorher Otto Premingers „Anatomie eines Mordes“ orchestriert hat. Mit dem berühmten „A-Train“ nach Paris, ein Triptipp für den verregneten Sonntagnachmittag.
Viktor Rotthaler