Birtwistle: The Minotaur und Henze: Der junge Lord
Birtwistle: The Minotaur.
Opus Arte OA 1000 D (2 DVDs)
Den Minotaurus-Stoff hat sich der Mythologe unter den englischen Komponisten der Gegenwart diesmal vorgenommen und von David Harsent ein recht hemdsärmelig daherkommendes Libretto schreiben lassen. Regisseur Stephen Langridge setzt das mit entsprechend eindimensionaler Blutrünstigkeit um. Labyrinthische Gedankentiefe stellt sich da kaum ein, doch Birtwistles brillante Partitur entfaltet eine archaische Kraft, die für sich wirkt. Covent-Garden-Chef Antonio Pappano leitet eine musikalisch bravouröse Aufführung, in der vor allem Christine Rice als Ariadne eindringliche vokale Fäden zieht. Und John Tomlinson mit Hörnerkäfig auf dem Kopf darf wenigstens im Traum von unartikuliertem Bestiengebrüll zu gepflegtem Englisch hinüberwechseln. Als Bonus gibt es ausführliche Interviewausschnitte mit den Beteiligten. Dirigent Pappano ist leider nicht dabei.
Henze: Der junge Lord.
Medici Arts 2072398
Was Ingeborg Bachmann und Hans Werner Henze 1965 auf die Bühne der Deutschen Oper Berlin brachten, war ein bewusst gegen den Zeitgeist gebürsteter Ausflug in Lustspielgefilde, von deren Doppelbödigkeit Text und Musik jedoch gleichzeitig kündeten. Die auf seiner Uraufführungsinszenierung basierende Fernsehproduktion Gustav Rudolf Sellners von 1968 lässt davon freilich wenig spüren. Dank guter Darsteller grundsolide, aber eben auch allzu bieder, wird die Kleinstadtkomödie durchbuchstabiert. Dank des ausgezeichneten Ensembles, darunter Edith Mathis als Luise und Barry McDaniel als Sekretär, und der souveränen Leitung Christoph von Dohnányis (der ein Jahr zuvor mit nahezu identischen Kräften eine Platteneinspielung realisiert hatte) bleibt dies dennoch ein Dokument von zeitlosem Wert.