Bird On The Wire – Leonard Cohen In Concert | When Silence Sings | The Beethoven Project (Symphonien Nr. 1–9. Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Paavo Järvi; Dokumentation). | Fantasia, Fantasia 2000
Bird On The Wire – Leonard Cohen In Concert
(Tony Palmer Productions)
Er gehört zu den größten Croonern des letzten halben Jahrhunderts: Leonard Cohen. In den späten Sixties versuchte ihn der legendäre Schallplattenproduzent John Hammond zum „zweiten Dylan“ aufzubauen. Doch das misslang. Die ersten Alben verkauften sich schlecht in den USA. In Europa aber entwickelte sich bald ein Kult um diesen kanadischen „Womanizer“, der den Soundtrack lieferte zu unzähligen langen WG-Nächten jener Jahre. Noch heute ist Cohen „Columbia Recording Artist“ wie Dylan oder die Streisand. Jetzt gibt es endlich den besten Film über Cohen auf DVD: „Bird On The Wire“, den Tony Palmer Anfang der 70er drehte. Eine 33-Städte-Tour führte den Meister damals unter anderem nach Frankfurt, Berlin, Wien, Kopenhagen und Jerusalem. Natürlich sang er die Songs seiner inzwischen klassischen Alben, und so gibt es hier gewissermaßen Cohens „Hitparade“ zu hören und zu sehen: „Sisters Of Mercy“, „Chelsea Hotel“, „The Partisan“, „So long, Marianne“ und natürlich „Suzanne“. Fans sollten den Film auf alle Fälle wiederentdecken.
When Silence Sings
(Koch Media)
Vor einem Jahr starb der wichtigste deutsche Kinopianist und Komponist Aljoscha Zimmermann (wir berichteten). Zur Erinnerung ist nun endlich der schöne Film über ihn auf DVD erschienen, den seine Tochter Irina Goldstein gedreht hat: „When Silence Sings“. Nochmals dürfen wir erleben, wie Maestro Zimmermann „Zwiesprache“ hält mit den großen Regisseuren der Weimarer Republik, Lang, Lubitsch, Murnau und wie er als Botschafter des Kinos der Stummfilmzeit um die Welt reist, von Berlin über Paris nach Moskau. Im New Yorker Museum of Modern Art läuft zur Zeit eine große spektakuläre „Weimar Cinema 1919–1933“-Retrospektive. Und er wird jetzt schon dort vermisst.
Viktor Rotthaler
The Beethoven Project (Symphonien Nr. 1–9.
Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, Paavo Järvi; Dokumentation). 4 DVDs, Sony Classical
Es ist schon eine Freude, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen dabei zuzusehen, wie sie bei ihrem Bonner Beethoven-Zyklus (2009) förmlich um ihr Leben spielt. Die Kameras halten das in vielen Details lebendig fest, der Schnitt ist dynamisch, aber nicht so extrem unruhig wie in der Serie mit dem DSO Berlin unter Kent Nagano (nmz 10/2007). Auch die Dokumentation ist in ihrer gut rhythmisierten Mischung aus kleinen Werkkommentaren mit Dirigent Paavo Järvi und Orchestermusikern auf der einen und einem Einblick in die Besonderheiten dieses Klangkörpers auf der anderen Seite ordentlich gelungen. Alles bestens also, wäre aufgrund einer Panne bei der Bild-Ton-Koordination, die sich über die ganze siebte Symphonie erstreckt, die zweite der vier DVDs nicht ein Fall für eine Rückrufaktion…
Fantasia, Fantasia 2000
(je eine DVD, Disney)
Musikvermittlung à la Disney: Was da 1940 an Bebilderungen klassischer Werke entstand, gehört mittlerweile zu den Meilensteinen des Animationsfilms. Aber auch die musikalische Qualität der Episoden ist – ungeachtet gewisser geschmacklicher Untiefen – in ihrer Fähigkeit, den Rhythmus einer Komposition im Detail und in der Großform genau zu treffen, zeitlos. Die nun neu erschienene, klanglich ordentliche „Special Edition“ enthält einen aufschlussreichen Kommentar des Disney-Spezialisten Brian Sibley, leider aber nicht, wie frühere Ausgaben, die seinerzeit gestrichene Episode mit Debussys „Clair de Lune“. Die Fortsetzung „Fantasia 2000“ kann eigentlich nur in der herrlichen „Rhapsody in Blue“, einer Verbeugung vor dem legendären Zeichner Al Hirschfeld, an das Niveau des Klassikers anknüpfen.
Juan Martin Koch