Talentprobe (Zweitausendeins): Seit einiger Zeit veröffentlicht der Medienversand Zweitausendeins in einer Reihe Klassiker des Dokumentarfilms aus der jüngeren Zeit. Natürlich sind das meistens die „üblichen Verdächtigen“, die schon auf DVD vorliegen, aber es gibt ab und zu auch Ausnahmen. Und zu diesen Erstveröffentlichungen gehört nun diese Perle aus den Archiven des öffentlich-rechtlichen Fernsehens: „Talentprobe“.
Lange bevor Deutschland den „Superstar“ suchte (und ihn nicht fand) gab es in Köln alljährlich eine legendäre „Castingshow“: „Talentprobe.“ Statt nach „Superstars“ suchte man vor 40 Jahren noch nach „Talenten“ für den „Talentschuppen“ (wie damals eine beliebte TV-Show hieß). Alles war eine Nummer kleiner, aber die Träume waren damals die selben.
Im Sommer 1979 hat der Filmemacher Peter Goedel den Ablauf von „Udo Werners Talentprobe für jedermann“ dokumentiert, die in der „Arena“ des Tanzbrunnen im Kölner Rheinpark um „ihr Leben kämpften“, wie er meint: „Fast 5.000 Zuschauer, ‚bewaffnet‘ mit Trillerpfeifen, Trompeten, Hupen und Signalhörnern, mit Plakaten und Wunderkerzen, warten nur darauf, dass der da oben es nicht richtig bringt, um sich in diesem Falle buchstäblich mit Gebrüll auf ihn zu stürzen.
Mich haben diese Sänger fasziniert, die in diesem Hexenkessel standhalten und ihre Lieder zu Ende singen.“ Der Film, gedreht in 35mm und Stereoton, beginnt mit dem Eintreffen der Talente und endet mit dem Schluss der Veranstaltung. Und dazwischen singen sie die alten Lieder von Sehnsucht und Liebe. Obwohl dieses „Stück deutscher Ethnographie“ (SZ) von der Kritik damals hochgelobt wurde, verschwand es bald vom Bildschirm. Als Deutschland den „Superstar“ zu suchen begann, erinnerte sich niemand mehr an diesen anrührenden, vollkommen unzynischen Film. Nun hat Manfred Behrens die „Talente“ von damals noch einmal versammelt.