Es war einer der Höhepunkte der diesjährigen Berlinale: die Weltpremiere der restaurierten Fassung von Ewald André Duponts „Varieté“. Nach Fritz Langs „Metropolis“ und Robert Wienes „Das Cabinet des Dr. Caligari“ wurde damit ein weiteres Schmuckstück des Weimarer Kinos in das digitale Zeitalter gerettet. Verantwortlich dafür zeichnet die Firma NFP media rights, die in enger Kooperation mit dem Filmarchiv Austria und der Murnau-Stiftung diesen Klassiker restauriert hat.
Im Zentrum dieses Showbiz-Melos – nach einer Vorlage von Felix Hollaender: Emil Jannings, der uns bereits einen Vorgeschmack gibt auf seinen kommenden Professor Unrat im „Blauen Engel“. Sehr präzise hat bereits 1925 der Kritiker Willy Haas sein Spiel neben Lya de Putti beschrieben: „Emil Jannings ist genial im Weichen, im Hingebenden, im Kindlichen, im Schwebenden, Aufgelösten, Naiven: Kurz, überall dort, wo er der Antipode seines Regisseurs ist. Im Harten, Ausgesprochenen, Aussprachlichen, Ausdenkbaren ist er nur vollendet – und vollendet kühl.“
Nach 1933 sollte er nie wieder diesen Gipfel seines Spiels erreichen. Die Nazis stilisierten ihn zur starren Ikone. Duponts „Varieté“ gehört zu den großen Zirkusfilmen des 20. Jahrhunderts, wie Chaplins „Circus“ oder Fellinis „Clowns“. Komponierte im einen Fall Chaplin selbst die Musik, lieferte im anderen Nino Rota den Score. So passt es, dass NFP die Tiger Lillies für „Varieté“ engagierte. Bis dahin hatte Martyn Jaques den Film noch gar nicht gekannt, aber er hat sofort die Verbindung zu seiner eigenen Gruppe entdeckt, die oft auch in Varietés und Jahrmarktsplätzen auftrat.
Ein Glücksfall: bewegend orchestriert Jaques das Eifersuchtsdrama mit Songs und Zirkusnummern. Und so kann man von einem „perfect match“ sprechen. Selten haben Popmusik und Stummfilm so zusammengepasst wie hier. In Zukunft wird man „Varieté“ und die Tiger Lillies in einem Atemzug nennen müssen.
- Varieté (NFP/Edel)