Verdi: Otello, Sony +++ Rimsky-Korsakov: Der goldene Hahn, Belair +++ Tschaikowsky: Pique dame, Cmajor
Verdi: Otello, Sony
Jonas Kaufmann sang 2017 seinen ersten Otello, gleich in Londons Covent Garden – und das musste gleich aufgezeichnet werden. Unter der überlegt disponierenden Führung Antonio Pappanos geht nichts schief. Ergebnis: ein intelligent über die Rolle sprechender deutscher Sängerstar ist auf Wirkung bedacht; alle Leidenschaft wirkt zu sehr kalkuliert, die existentielle Verunsicherung des befremdlich hell geschminkten Mohren wird nicht glaubhaft. Kaufmann singt gut, vor allem die baritonal getönten Phrasen gelingen. Insidern nach durfte er bei der Iago-Besetzung mitbestimmen: Marco Vratogna übertrumpft ihn als überzeugend kernig-kalter Intrigant daher nie. Maria Aresta singt schön, aber fraulich „über die Desdemona hinaus“. Keith Warners Inszenierung hakt unentschlossen zwischen Moderni- und Historisierung.
Rimsky-Korsakov: Der goldene Hahn, Belair
Pelly wagt mit der bösen Parabel Überzeugenderes: als Hirngespinst vom Märchenerzähler angekündigt, werden absolutistische Arroganz, militärisches Dilettantengeplustere und mörderische Menschenvernichtung „vorgespielt“ – und wirken entlarvend bitter. Ein rundum rollendeckendes „Brüsseler Spitzen“-Ensemble unter Alain Altinoglu lässt über die Aktualität des 1909 in der Dekadenz des Zarismus uraufgeführten Werkes staunen.
Tschaikowsky: Pique dame, Cmajor
Wenn ein Stefan Herheim inszeniert, gibt es mehr als Oberfläche. Prompt wird die verdrückte Homosexualität des Komponisten ein durchgängiger Zug der mehrschichtigen Inszenierung. Zu dem herausfordernden Mitdenken und -fühlen passt der durchsichtige, nie schwülstige Klang des Concertgebouw Orchestra unter Mariss Jansons, der ein exzellentes Solistenensemble führt. Insgesamt die Alternative zu allen historisierenden Aufzeichnungen