Zu den besten Filmen des vergangenen Jahres gehört zweifellos Kathryn Bigelows „Detroit“. Damit erinnert sie an die „Riots“ im Sommer 1967 in der „Motortown“. Im Herzen des Films rekonstruiert sie eine lange Nacht, die als „The Algiers Motel Incident“ in die Geschichte einging. Rassistische Polizisten hatten damals mit afroamerikanischen Verdächtigen ein „Todesspiel“ gespielt und sie danach im Dienst getötet. Geschickt mixt die Bigelow hier Facts und Fiction. So entstand ein physisches Kinoerlebnis, das allerdings – anders als im Horrorfilm – keine Katharsis anbietet.
Im Rückblick hat der Film auf Trumps neues „AmeriKKKa“ vorbereitet, wie es in Anspielung auf den KuKluxKlan jetzt wieder öfters genannt wird. Weil Detroit die Stadt des Motown-Sounds war, hätte man erwarten können, das Kathryn Bigelow das Geschehen mit dem hämmernden Motown-Beat orchestrieren würde, aber es sind nur leise Fetzen von Motown-Songs, die durch diese Nacht klingen – und der elegische Score von James Newton Howard. Stattdessen baut der Film seine Geschichte um Mitglieder der Dramatics, die in dieser Nacht ohne Ende dabei gewesen sind. Und die erst 1971 ihren großen Durchbrch haben sollten mit dem Stax-Klassiker „Whatcha See Is Whatcha Get“. Für den Soundtrack hat die Bigelow ihre ersten kleinen Hits ausgegraben: Algee Smith singt das bewegende „Grow“ und The Roots & Bilal steuern eine der großen afroamerikanischen Hymnen des Jahres 2017 bei: „It Ain‘t Fair“. Und dann gibt es auch noch einen großen „Auftritt“ von John Coltrane, dessen Version der Billy-Eckstine-Ballade „I Want To Talk About you“ aus dem Plattenspieler erklingt, wo er zum großen geisterhaften Höhepunkt des Films wird. Und der gemixt wird mit dem traumhaften Motown-Duett „Your Precious Love“ von Marvin Gaye und Tammi Terrell. Ein „magic moment“ der Tonspurgeschichte des 21. Jahrhunderts.