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Eindrückliche Bilder-Welten

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Mussorgskis „Boris Godunow“ und Offenbachs „Orphée aux Enfers“ auf DVD-Video
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Der Film-Regisseur Andrei Tarkovsky und der Theater-Magiker Herbert Wernicke – zwei völlig unterschiedliche Herangehensweisen ans Musiktheater. Dennoch gibt es eine Verbindung zwischen den beiden – auch wenn sie nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Beide entfalten vor dem Auge des Zusehers eine Fülle von Bildern, die sich wochenlang im Kopf festsetzen – geradezu ideal fürs digitale Heimkino.

Der Film-Regisseur Andrei Tarkovsky und der Theater-Magiker Herbert Wernicke – zwei völlig unterschiedliche Herangehensweisen ans Musiktheater. Dennoch gibt es eine Verbindung zwischen den beiden – auch wenn sie nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Beide entfalten vor dem Auge des Zusehers eine Fülle von Bildern, die sich wochenlang im Kopf festsetzen – geradezu ideal fürs digitale Heimkino. Bei Herbert Wernickes Inszenierung von Offenbachs „Orphée aux Enfers“ kommt die aberwitzig rasante Personenführung hinzu: Es ist tierisch was los. Schon auch wegen Dale Duesing, der als Himmelsvater mit irdischen Gelüsten über die Bühne des Théâtre de la Monnaie in Brüssel flitzt; auch wegen Alexandru Badea als schmachtender Latin-Lover Orphée, der etliche Stücke für Solo-Violine selbst spielt – aber nicht nur. Denn der eigentliche Handlungsträger ist ein Hund: Zerberus, der alles kommentiert und lenkt. In den Pausen gibt er mit gekonnt platziertem „Wuff, Wuff!“ die Einsätze. Und wenn Merkur Franck Cassard als fliegende Klatsch-Spalten-Journaille hereinschwebt und Schmierblätter regnen lässt, wenn unerwartet eine riesige Dampflokomotive durch das Bühnenbild kracht – dann hält es einen kaum noch im gemütlichen Fernseh-Sessel.

Genau so, denkt man da, muss Operette heute sein, soll sie nicht zum seichten Amüsier-Theater verkommen. Herbert Wernicke verlegt den Olymp ins Ambiente einer gefall- und vergnügungssüchtigen Schickeria im nachgebauten Brüsseler Jugendstil-Café „A la Mort Subite“. Das trifft den satirischen Nerv des Stücks und zeigt auf völlig unverkrampfte Weise, dass Denken und Amüsieren sich durchaus nicht ausschließen müssen. Sein Ensemble dankt es ihm mit spürbarer Freude und Lust. Das aufmüpfige Orchester unter Patrick Davin unterlegt, plappert, treibt spritzig voran.

Im Vergleich dazu gleitet man in Tarkovskys Inszenierung von Mussorgskis „Boris Godunow“ sanft von einem historischen Ereignis ins nächste. Und man kann sich kaum entscheiden: Erzeugen die lebendig arrangierten Massen-Szenen die eindringlicheren Tableaus? Die Bewegungen der Sänger? Das Hell-Dunkel-Spiel des Lichts? Viele andere Eigenheiten der Aufzeichnung aus St. Petersburg wären noch zu nennen; viele Situationen, die im Gedächtnis bleiben. Was sie verbindet: Tarkovsky arbeitet mit Mitteln des Films, der sein eigentliches Metier war. Das führt zu einer ganz eigenen Bilder-Sprache, die man unbedingt einmal gesehen haben sollte, weil sie seines gleichen auf der Opernbühne sucht.

Robert Lloyd singt die Titelpartie. Und wer Boris Christoff in der Dokumentation „The Art of Singing“ in dieser Rolle erlebt hat, wird zugeben müssen: Lloyds Stärken liegen eher auf darstellerischer Seite. Sein Gegenspieler macht es ihm aber auch nicht einfach: Alexei Steblianko rückt mit gestisch-idiomatischem Gesang in den Mittelpunkt eines echt-russischen Ensembles. Dazu kommen die gefallsüchtige Marina von Olga Borodina mit schön gezeichneten Phrasen und die Hinterlist in Person: Sergei Leiferkus als Rangoni – im 3. Akt ergeben sie ein unbezwingbares Trio. Bei Valery Gergiev wird die Musik zum Spiel mit herbstlichen Farben und ruhigen, warmen Klängen.

Mussorgski: Boris Godunow Philips/Universal 2 DVD 075 089-9 (221‘)
Offenbach: Orphée aux Enfers; Alexandru Badea (Orpheus), Elizabeth Arthaus/Naxos DVD 100 402 (143‘)

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