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Gesteigerter Opern-Genuss

Untertitel
DVD-Musiktheater von Puccini, Strauss und Wagner
Publikationsdatum
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Spektakulär war das neue Medium angekündigt worden, als DVD Music Breakthrough, als Durchbruch im 5-Kanal-Ton, gar als virtuelle Realität. Und wer über eine Surround-Anlage verfügte, konnte sich bereits im Jahre 1998 überzeugen, dass man bei Berlioz’ „Te Deum“ klanglich mitten in jener Kathedale von Saint John the Divine in New York sitzen konnte, die das mitgelieferte Standbild mitsamt Titel auf den Bildschirm lieferte (Delos DV 7002). Neben einer Reihe von Audio- und Videotests lieferte Delos in dieser mehr Kino- als Konzertsaal-Atmosphäre auch Tschaikowskys Ouvertüre 1812 (Delos DV 7001), Strauss’ „Also sprach Zarathustra“ und Holsts „Planeten“ (Delos DV 7003), alle mit dem Dallas Symphony Orchestra mit dem für diesen neuen Klangrausch offenbar prädestinierten Dirigenten Andrew Litton. Aber der mehr als nahe liegende Schritt zur Musiktheater-Edition ließ auf sich warten.

Ene der ersten Opern auf DVD war Puccinis „Turandot“, mit dem Zusatz „at the forbidden City of Beijing“, ein Mitschnitt des aus Anlass dieses Tourismus-Spektakels im September 1998 nach Peking exportierten Maggio Musicale Fiorentino unter Zubin Mehta, gemeinsam produziert von der UFA und von BMG im Rahmen der Reihe RCA Red Seal (74321 609172). Der Zuschauer kann hier nicht nur zwischen Untertiteln in sechs Sprachen wechseln, in einem Feature „hinter die Kulissen“ blicken, das „Making of“ der Produktion in Bild und Ton – auch in mehreren Sprachen – erfahren, und sich bei der spektakulären Opernaufführung partiell selbst als Bildregisseur betätigen, das heißt in einigen Szenen den Blickwinkel der Kamera selbst auswählen. Auf eigenen Audio-Tracks kann man die Oper auch ausschließlich als Tonaufnahme hören und dazu Standfotos aus der Inszenierung betrachten. Dafür fällt das Beiheft bei Opern-DVDs in ihrer Hochformat-Verpackung zumeist geringer aus, aber nicht nur das mehrsprachige Libretto findet sich ja auf der DVD selbst, wie auch Filmbeiträge zur Oper und der Besonderheit der Produktion, – soweit diese überhaupt produziert wurden und die Rechte hierfür auch für die DVD zu bekommen waren.

Nur ein Drittel des Platzes der CD-Einspielung unter Bernstein nimmt die jetzt bei Arthaus erschienene Gesamtaufnahme von „Tristan und Isolde“ unter Zubin Mehta ein: Erster und zweiter Aufzug passen auf eine DVD, die zweite ist speichermäßig mit dem dritten Aufzug maximal zur Hälfte ausgelastet. Der gesamte „Ring“-Zyklus würde wohl auf sieben Scheiben Platz finden. Wie schon bei der Laser-Disc sind jene Inszenierungen für den Bildschirm besonders ergiebig, die auch auf der Bühne über einen hohen Spektakel-Wert verfügen, – und das sind in der Regel eigenwillige, von der Regie getragene, in ihren optischen Reizen geradezu experimentelle Aufführungen des Musiktheaters. Peter Konwitschnys bei den Münchner Opernfestspielen des Sommers 1998 heftig umstrittene Inszenierung von „Tristan und Isolde“ ist auf dem neuen Medium kurzweilig, spannend und von jener Heiterkeit der Liebe erfüllt, die dem Regisseur bei seiner optimistischen Interpretation der wohl berühmtesten Liebesgeschichte vorgeschwebt hat. In Brian Larges erfahrener Bildregie vermittelt sich Konwitschnys eigenwillige Lesart in ihrer Subtilität womöglich gar besser als im Nationaltheater. Die Nahaufnahmen unterstreichen, mit welcher Intensität alle Protagonisten erfüllt sind von dieser kindlich verspielten und heutigen Sichtweise. Getragen wird die Interpretation besonders von der in jeder Regung überzeugenden Waltraud Meier (Isolde). Jon Frederic Wests Leis-tung als Tristan reicht da nicht ganz heran, auch wenn er über enorme stimmliche Reserven verfügt. Überzeugend in Gesang und Spiel auch die Randfiguren Marjana Lipovsek (Brangäne), Bernd Weikl (Kurwenal) und Kurt Moll (Marke). Zubin Mehtas Interpretation mit dem Bayerischen Staatsorchester hat ihre Meriten in verhaltenen, leisen Passagen, die auf dem neuen Trägermedium ungeschmälert wirkungsvoll zum Tragen kommen. Untertitel für das Wagner-Publikum gibt es in Englisch, Deutsch (!), Französisch, Italienisch, Spanisch, Niederländisch und Schwedisch (Arthaus DVD 100 056).

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