Es war das große Ereignis für Filmhistoriker und solche, die es werden wollen: die King-Vidor-Retrospektive der Berlinale. Und wer dieses Event versäumt hat, kann es vom 10. März bis 21. Juni im Filmmuseum München gewissermaßen nachholen.
Lange Zeit hatte es auf der Berlinale keine Retrospektive eines Hollywood-Regisseurs mehr gegeben. Wer das komplette filmische Werk eines George Cukor, Vincente Minnelli oder Otto Preminger sehen wollte, musste nach Locarno reisen. Nachdem der Leiter des Filmfestivals Locarno in Berlin gelandet ist, wurde nun auch dort wieder ein Meister des klassischen Hollwood-Kinos gewürdigt. Wie John Ford oder Alfred Hitchcock hat Vidor sein Handwerk in der Stummfilmzeit gelernt.
Rund vier Jahrzehnte lang, bis 1960, hat er das Hollywood-Kino entscheidend mitgeprägt, mit legendären Stummfilmen wie „The Big Parade“, „The Crowd“ oder „Show People“ genauso wie mit Tonfilmklassikern wie „Our Daily Bread“ oder dem kürzlich wieder neu entdeckten Epos „An American Romance“, den der Berlinale-Kurator Rainer Rother bereits für seine „Technicolor“-Retrospektive ausgewählt hatte. Immer wieder hat King Vidor dabei mit den großen Filmkomponisten der Zeit zusammengearbeitet: Alfred Newman („Street Scene“), Dimitri Tiomkin („Duel in the Sun“), Max Steiner („The Fountainhead“), Nino Rota („War and Peace“) oder Mario Nascimbene („Solomon and Sheba“).
Und daneben auch einen frühen Musical-Klassiker inszeniert, den er auch produziert hatte: „Hallelujah“. Ein „schwarzes“ Musical mit einem rein afro-amerikanischen Ensemble, wie später Vincente Minnellis „Cabin in the Sky“. Schon in seiner Stummfilmzeit hatte King Vidor für seine Filme ein eigenes Verfahren entwickelt, das er „silent music“ nannte. So erfolgte der Schnitt eines Films immer mit Hilfe eines Metronoms, wodurch Rhythmus und Tempo präzise gestaltet werden konnten. Später hat er diese Methode auch bei seinen Tonfilmen beibehalten.