Mit Claudio Monteverdis „L’Orfeo“ beginnt die Operngeschichte. Jüngst ließ sich der Regisseur und „Klassik-Nerd“ Axel Ranisch von dem Stoff begeistern. Der Film „Orphea in Love“, der am 1. Juni in die Kinos kommen soll, erzählt nicht nur eine berührende Liebesgeschichte.
In diesem Film gehen auch die zwei Medien Film und Oper eine besondere Verbindung ein: Nele ist eine unscheinbare junge Frau aus Talinn, die sich in Deutschland mit Minijobs herumschlägt. Sie arbeitet im Callcenter, abends absolviert sie eine Schicht als Garderobiere an der Oper. Nur ihr Kollege nimmt Notiz von ihren großartigen Gesangskünsten. Emotionale Eruptionen werden in diesem Film immer mit entsprechendem Gesang der Hauptfigur begleitet, mit Arien der Renaissance bis zur Romantik, die sich nahtlos und unverkrampft in die Szene einfügen. Nele, gespielt von einem Ensemblemitglied der Bayerischen Staatsoper, der grandiosen Mirjam Mesak, macht irgendwann den Agenten Höllbach auf sich aufmerksam. Höllbach, ein zwielichtiger Geselle, der mit seiner äußerst erfolgreichen und divenhaften Klientin Adela Nicoletta nicht nur geschäftliche, sondern auch amouröse Beziehungen pflegt, möchte sie sofort als neues Gesicht für seine Agentur gewinnen. Doch Nele hat keinen Kopf dafür: Sie ist auf der Straße einem Tänzer begegnet, dessen Masche es ist, um seine Opfer herumzutanzen und ihnen dabei unbemerkt die Geldbörse aus der Tasche zu ziehen. Es ist Liebe auf den ersten Blick für beide.
Kenner des „L’Orfeo“ oder der mythologischen Vorlage wissen, was jetzt passiert. Eurydike stirbt und Orpheus steigt in die Unterwelt hinab, um Hades mit seinem Gesang zu erweichen, damit er Eurydike wieder in die Welt der Lebenden lassen möge. Tatsächlich hat Ranisch ein Hybrid-Genre geschaffen: „Orphea in Love“ versucht, die genuinen Eigenschaften und Mittel beider Welten auf die Leinwand zu bringen, ohne, dass sich beide kannibalisieren: Das Romantische, der Schmelz der Oper verbindet sich mit der Welt des Films und seiner Lebensnähe.