Verve Forecast/Universal
Zu den großen Überraschungen der vergangenen Kino-Saison gehört zweifellos Sofia Coppolas grandiose „Marie Antoinette“-Vision. Seit ihrem Debütfilm „The Virgin Suicides“ wissen wir, dass Sofia Coppola sehr viel Wert auf den Soundtrack ihrer Filme legt. Damals ließ sie Air den Score dafür komponieren. Seit „Lost in Translation“ setzt die Coppola – wie ihr Vater Francis – aber auf den Reiz von Song-Kompilationen. Es sind die musikalischen Helden der achtziger und neunziger Jahre, die den Aufstieg und Fall der letzten französischen Königin kommentieren: Siouxsie & The Banshees, Bow Wow Wow, The Cure, New Order oder The Strokes. Zwei Sixties-Hits, „I Want Candy“ und „Fools Rush In“, sind die Herzstücke des Soundtracks, der wie der Film zwischen Versailles Chic und Jungmädchenträumen des 21. Jahrhunderts hin und her pendelt. Im Geiste von Satie hat Sofia Coppola daneben ihr Versailles mit Vivaldi und den Ambient-Sounds von Aphex Twin „möbliert“. Ein geglücktes Experiment.
The Good German
Varèse Sarabande
In den Ruinen von Berlin spielt der neueste Film von Steven Soderbergh. George Clooney glänzt darin als US-Kriegskorrespondent, der über die Potsdamer Konferenz berichten soll. Als so genannte „temp tracks“ verwendete Soderbergh für die Arbeitsfassung von „The Good German“ Scores von Max Steiner. Daran sollte sich sein Komponist Thomas Newman, der Sohn des legendären Filmkomponisten Alfred Newman, orientieren. Newman entwickelte daraus einen vollkommen eigenständigen, düsteren Film-Noir-Score, der Erinnerungen wachruft an Miklós Rózsa, Franz Waxman oder Friedrich Hollaender. Zu Recht wurde Thomas Newmans Score soeben für den „Oscar“ nominiert. Großartig!