Patrick Süskinds Roman von 1985 hat inzwischen eine weltweite Auflage von 15 Millionen Exemplaren erreicht. Damit ist er erfolgreicher als die in letzten Wochen – aus aktuellem Anlass – ständig zitierte „Blechtrommel“. Erst Anfang des neuen Jahrtausends gelang es dem Erfolgsproduzenten Bernd Eichinger, sich die Rechte an diesem Bestseller zu sichern. In Tom Tykwer, der mit „Lola rennt“ sicher den am meisten überschätzten „Kult-Film“ der Neunziger lieferte, fand Eichinger nun den aus seiner Sicht idealen Mann für dieses Projekt. Bis Redaktionsschluss war „Das Parfum“ noch nicht zu sehen, aber der Soundtrack liegt bereits vor. Sir Simon Rattle persönlich spielte den Score mit den Berliner Philharmonikern ein.
Angeblich soll dem Briten 1999 zum Einstand in Berlin „Lola rennt“ empfohlen worden sein, als definitiver Berlin-Film und Rattle zählt seither zu den Tykwer-Fans. Schon damals hatten Tykwer und seine musikalischen Komplizen Johnny Klimek und Reinhold Heil einen sehr effektvollen Techno-Soundtrack geliefert. „Das Parfum“ vereint nun wieder das alte Team. Der Waschzetteltext soll neugierig machen: „Die Flüchtigkeit von Düften wird hier verwandelt in atemberaubende Capriccios, veredelt durch Glockenspiel, Harfen und Violinen, während sich der schiere Wahnsinn und die bedingungslose Obsession in gewaltigen Harmonien von halluzinatorischer Kraft offenbaren.“ Hört man den Score dann allerdings, ist man maßlos enttäuscht. Tausendmal hat man diesen Mix aus sakralen Sounds und Hollywood-Sinfonik à la John Williams („Star Wars“) oder Howard Shore („Herr der Ringe“) schon gehört. Im Pressetext wird diese Filmmusik – mit ihren „olfaktorischen Reizen“ – zu allem Überfluss auch noch mit der „großen Kunst“ von Bernhard (sic!) Herrmann und Ennio Morricone verglichen. Dieser Vergleich hinkt vollkommen!