Das Opernereignis des letzten Jahres entpuppt sich auf DVD als eine in sehr distinguiertem Ambiente angesiedelte Präsentation einer zur Diva stilisierten Sängerin. Anna Netrebko ist ausreichend dekorativ, um diesen Anspruch optisch einzulösen. Ihr Gesang steigert sich nach atmungsbedingten Problemen im ersten Akt zu einer tadellosen Leistung und findet im Finale auch vokal ihre Möglichkeiten für ein eindrucksvolles Rollenporträt. Stimmlich eine Spur besser noch Rolando Villazóns Alfredo. Willy Deckers Inszenierung setzt intelligente Akzente, ohne das Salzburger Publikum wirklich zu fordern, Carlo Rizzis Dirigat schwächelt gewaltig.
Brahms: Complete Symphonies. Hänssler 93.903
Der „Stuttgart Sound“, den Roger Norrington mit dem SWR Orchester geprägt hat, findet in Brahms eine gewaltige Herausforderung. Der Verzicht auf Dauervibrato, der trockene, pathosfreie Zugriff führt zu einem erfrischend entschlackten Klangbild, das in jedem Fall eine lohnende Erfahrung ist, zumal das Orchester mit spürbarem Enthusiasmus an der Entstaubung teilnimmt. Wo Melodiebögen, die ja stets mit motivischen Prozessen aufgeladen sind, allzu lapidar daherkommen, besteht freilich die Gefahr der Oberflächlichkeit, entsteht mit einem Mehr an Transparenz nicht automatisch ein Mehr an formalem Zusammenhalt.
Der Flamenco Clan. Lichtblick Film
Eher atmosphärisch, denn mit handfesten Informationen nähert sich dieser Film der Musikerfamilie Carmona und der Band „Ketama“. Dennoch faszinierend, wie sich der Flamenco als Klangsprache über die Generationen hinweg weiterentwickelt, welche Konstanten bleiben und wie das Erbe auf diese Weise lebendig bleibt. (Ab 1. August im Handel)