Adam Green: Carolina
Herzallerliebst ist die Musik, angenehm die Stimme und bizarr der Text – nach diesem Prinzip funktioniert auch diese Single des jungen New Yorker Barden Adam Green. „Carolina“ lebt als Tango-Amusement vom traditionellen Pop zwischen Broadway- und Cabaret-Anmutung inklusive üblicher Breaks und Stops und entfaltet darüber ein absurdes Theater in Form der Beschreibung einer einnehmenden Frau. Angesichts von Greens besonderem Erfolg in good old Germany kann man diese „Carolina, she’s from Texas...“ im frisch gedrehten Video aber auch als deutsche Wurst-Wuchtbrumme wahrnehmen. Green, das linkische Jüngelchen mit Dauerstaunen in den großen Augen, scheint von ihr zugleich hingerissen und abgestoßen. Er füttert den aufdringlichen Fan zwar, flieht aber doch heim auf’s US-amerikanische Podest, wo er sich auch von zwei spielenden Uncle Sams in seiner Freiheit nicht stören lässt.
Oasis: Lyla
Bei Oasis muss die Titelheldin „Lyla“ im Video vor der Band und ihrer wilden Fete fliehen. In einer Matrix-ähnlichen Parallelwelt verspricht die Liveparty zwar zunächst Erlösung vom Stress der grauen Realität. Doch bald wird Prinzessin Lyla vom Oasis-typischen, psychedelischen Wall-of-Sound der E-Gitarren und dem konsequent stumpf hammernden Beat bedrängt. Die britische Band variiert ihr Konzept gegenüber ihren früheren Produktionen kaum und schafft es dennoch, erneut eine monströse Klangverdichtung zu erzeugen. Und während sich die garstigen Brüder Gallagher auf der Videobühne selbst gnadenlos unbeteiligt inszenieren, mutieren in Lylas klaustrophobischem Anfall die Tanzenden schließlich zu grapschenden Partyzombies. Da hilft auch nicht, dass Lyla „Street Fighting Man“ zum Oasis-Song singen könnte. Sie flieht, und der Zuschauer atmet durch. Nicht schlecht.