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H K Gruber: Frankenstein!!; Nebelsteinmusik; Drei Mob Stücke; H K Gruber, E Kovacic: Camerata Academica Salzburg, Franz Welser-Möst, EMI 7243 556451 2 (CD) Der österreichische Querdenker der ersten avantgardistischen Stunden. Diverse Verkrampfungen hier haben ihn so angewidert, daß er sich in Dreigroschenmanier zum Mob schlug und aus dieser Warte locker und mit den dazu notwendigen Frechheiten ausgestattet musiziert. Möst macht das Vergnügen mit hohem musikantischen Niveau mit. Heinrich Berthé – Franz Schubert: Das Dreimäderlhaus (Singspiel); Thomas Dewald, Bernhard Schneider u.a., Gesang; Kölner Rundfunkorchester, Alfred Walter Capriccio 10550 Dieses unsägliche Stück vom Anfang unseres Jahrhunderts – eine Kitschorgie um das Liebesleben des „Schwammerls" – muß auf zweiter Ebene unser postmodern unterminiertes Interesse wecken. Wieviel davon ist bis heute geblieben oder wird in anderem Gewand fortgeführt? Auch liefert es Anleitungen dafür, wie man Erfolg produziert. Die Musik, von Schubert stammend und mit Wiener Sprachton unterlegt, zu Strauß und Co. hinüberwin- kend, läßt immer noch ahnen, wie schön sie eigentlich ist. Und dann Herz-Schmerz pur! Klaviermusik von Eric Tanguy, Horatio Radulescu, Frederic Rzewski, Rodney Sharman und James Dillon; Ortwin Stürmer, Klavier, Ars Musici AM 1148-2 Ob Adornos Loblied auf den Experten ein unseliges war, wie der Beitext schreibt, sei dahingestellt. Stürmer jedenfalls stellt zeitgenössische Klaviermusik vor, die nicht in erster Linie ein analytisches Hören provoziert. Es geht um musikalische Basiserfahrungen, um Versenkung, um das Sich-überlassen. Adornos Warnung bezog sich auf Formen des stumpfen Hörens, die hier als Gefahr einhergehen mag. Doch davon ist diese schön zusammengestellte, engagiert gespielte CD ganz weit entfernt. Lauschen in Geheimnisse des Tastenklangs, Entdecken von noch unerforschten Höhlen in der Tiefe. Auch Experten sollte das Spaß machen. Johann Sebastian Bach: Partiten Nr. 3 E-Dur, Nr. 2 d-Moll; Sonate Nr. 3 C-Dur; Hilary Hahn, Violine, Sony ASK 62793 (CD) Jedem Label sein Wunderkind! Sony hat diese Aufgabe hier mit großem Anstand und geschickter Hand erfüllt. Wie Hilary Hahn spielt, das zeugt von außerordentlicher Sicherheit der Tongebung, von sicherem Formgefühl. Fast wirkt es fertig – und hier ein kleiner Einwand: ist solch souveräne Abrundung zu begrüßen, die – wer wollte das von einem Teenager in bezug auf Bach fordern? – wenig persönlichen Zugriff ausweist und etwas im Allgemeinen verbleibt? Sie soll die Stücke in zwanzig Jahren noch mal spielen – und dann mit mehr Hilary! Zu hoffen ist, daß dieses gewiß außergewöhnliche Talent nicht bei der nun stolz erreichten Fertigkeit hängen bleibt. Es wäre, eingezwängt in den Mechanismen der Verwertung, nicht das erste Mal. Anton Webern: Langsamer Satz; Dmitrij Schostakowitsch: 8. Streichquartett; Emil F. Burian: Streichquartett Nr. 4; Rosamunde Quartett, ECM 1629 (475067-2) Fraglos ist die Ausgrabung des 4. Streichquartetts von Emil F. Burian (1904-1959, neben vielen Jazzkompositionen sein vielleicht einziges „klassisches" Werk) eine Entdeckung erster Ordnung. Erratisch steht da ein ganz eigener wie eigenwilliger Ton, der vielleicht ganz von Ferne an Bergschen Gestaltenreichtum erinnert. Es ist eine Musik, deren zeitliche Einordnung aufgrund ihrer „Traditionslosigkeit" schwer fällt. Nicht immer ganz anzu-freunden vermag man sich freilich mit dem Spiel des Rosamunde-Quartetts bei Schostakowitsch und insbesondere beim frühen Webern. Manchmal hat man den Eindruck, als bliebe die technische Bewältigung (zu direkt eindimensional) hinter der angestrebten – dabei durchaus treffenden – Ausdruckshaltung zurück.

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