Hauptrubrik
Banner Full-Size

Lauschige Nächte im Jugendzentrum

Untertitel
R.E.M.: Roadmovie; Warner; DVD-Video, 90 Minuten
Publikationsdatum
Body
R.E.M.: Roadmovie. R.E.M., das sind Bill Berry, Peter Buck, Mike Mills und Michael Stipe. R.E.M. ist ein Gewitter aus Vocal, Gitarren, Keyboards und Percussion. Ein Gewitter, das auch zu einer frischen Brise werden kann. Ganz wie belieben. Aber immer ohne Schnörkel. „Roadmovie“ läuft ganz auf dieser Linie. 20 Titel live ohne Umschweife. Da gibt es noch die gute alte Licht-Musik-Kombi. Und hier sieht man: sie hat doch so manches für sich: Percussion wird da zum Licht-Blitz-Gewitter. Und – wer hätte das gedacht: so mancher Bildschnitt muss sich nicht mehr an die „Versen“ der musikalischen Struktur heften. Und so kann Live-Video zu dem zurückzukehren, was es sein möchte: ein Live-Video. Kameraführung kann wieder getrost den Luxus des Individuellen zulassen – Sie, Sie, Sie, ja und auch ich können unsere Blicke dorthin führen, wo unser Gemüt sie hinlenkt. Kamera und Auge. Kamera-Auge. Eine Harmonie. Sicher, eine wegfallende Kamera mag da fast schon stören. Aber lassen wir nicht auch einmal den Blick unkontrolliert fallen? Und der Focus stimmt auch nicht immer auf Anhieb. Aber wenn, dann ... Alles also wie echt. Live eben. Da gibt es noch die monströse Projektionswand. Erlebnisse aus den Anfängen der guten alten Musik-Dia-Shows werden wach: der Hit von Abi-Feten und lauschigen Nächten in Jugendzentren der 70er. Heute nur raffinierter. Dies erlaubt den Austausch herrlicher Bildspielereien, besonders, wenn’s instrumental wird. Dann weiß der Zuschauer erst einmal nicht, wo er sich befindet. Dann sieht er nur Blümchen, oder auch mal geröntgte Hände, Porträts und Filmausschnitte auf schiefer Ebene. Aber seien Sie sicher: Sie sind auf jeden Fall mitten drin. Der Kameramann sorgt dafür, dass Ihnen die ausgetauschte Gitarre vor die Nase gesetzt wird. Voyeurismus pur. Und was für einer: Bei R.E.M. bekommen sie alles mit: jede Verzückung, jede Versunkenheit, jeden Augenaufschlag. Ein Wechselbad zwischen Nähe und Überblick. Von oben – da wird’s schon bald schwindelig – von halb unten – Sie wollten ja ins Konzert gehen – von der Seite – Sie sind eben voll dabei. Und eh’ Sie sich versehen, geht’s ab mit Ihnen in die Höhe. Ja, und die Fangemeinde ist sowieso die Ihre. Sie erkennen sie wieder: zweite von rechts in der dritten Reihe, und auch den da ganz oben. Und da gibt es noch die gute alte Ballsaal-Kristallkugel. Sie dreht ihre Kreise dazu. Im Omni von Atlanta. Auch ein Wechselbad der Farben: mal alles in gleißendem blausilber, mal die prächtigen Farben einfacher T-Shirts, dann die funkensprühende Flex-Projektion im Schwarz der Bühne. Auch etwas zum Sich-Fallen-Lassen. Pink Floyd’s Pompeji war erst der Anfang. Aber der musste sein. Und wir haben ihn ja auch alle begrüßt. Jetzt wissen wir, warum. In der Verzückung der Bilder werfen Sie mir bitte nicht vor, wo die Musik bleibt. Sie ist genauso Atmosphäre. Nicht mehr und nicht weniger. Hart und weich, schnell und langsam, heavy und soft. Und vor allem präzise – in Dynamik wie im Einsatz wie im Klang. Wie die Bilder. Alles im Einklang. Harmonie. Ungewöhnlich für Live. Atmosphäre als Ganzes. Live eben. Bereits 1995 im November aufgenommen, jetzt auf DVD erschienen. Wie vieles schon. Endlich.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!