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Leidenschaftliches Lehren und direkter Kontakt

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Professor für Violine bespielt erste interaktive Unterrichts-DVD
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Zakhar Bron ist ein viel beschäftigter Mann. Hauptamtlich ist er Professor für Geigenspiel an der Kölner Musikhochschule, außerdem unterrichtet er fünf Tage pro Monat an der privaten Escuela Superior de Musica „Reina Sofia“ in Madrid. Getreu seiner Überzeugung, dass der persönliche Kontakt zwischen Schüler und Lehrer durch nichts zu ersetzen ist, lässt er jedoch nicht nur die Studenten nach Köln oder Madrid kommen, sondern reist zu ihnen: nach Yokohama, Nowosibirsk, Chicago oder Patras. Jeden Monat Meisterkurse überall in der Welt.

Zakhar Bron ist ein viel beschäftigter Mann. Hauptamtlich ist er Professor für Geigenspiel an der Kölner Musikhochschule, außerdem unterrichtet er fünf Tage pro Monat an der privaten Escuela Superior de Musica „Reina Sofia“ in Madrid. Getreu seiner Überzeugung, dass der persönliche Kontakt zwischen Schüler und Lehrer durch nichts zu ersetzen ist, lässt er jedoch nicht nur die Studenten nach Köln oder Madrid kommen, sondern reist zu ihnen: nach Yokohama, Nowosibirsk, Chicago oder Patras. Jeden Monat Meisterkurse überall in der Welt.Bron bewältigt dieses Arbeitspensum mit derselben Professionalität, die er auch seinen Studenten predigt. Der Jetlag ist keine Ausrede für ein schlechtes Konzert, ein Feiertag kein Grund für eine ausgefallene Stunde. Das Ergebnis der Anstrengungen ist beeindruckend. Er selbst ist gefragter Solist, mehrfacher Preisträger in Wettbewerben, außerdem Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande. Seine Schüler haben bisher 128 Preise auf internationalen Wettbewerben eingefahren, 68 erste Preise sind dabei.

Große Entfernungen scheinen sein Leben zu bestimmen. Geboren 1947 in Uralsk im heutigen Kasachstan, begann er sein Studium an der Stoliarski-Musikschule in Odessa am Schwarzen Meer, setzte es an der Moskauer Gnessin-Akademie fort und beendete es bei Igor Oistrach an der renommierten Tschaikowsky-Akademie dortselbst. Dort begann er auch als dessen Assistent seine Lehrtätigkeit. Die erste eigene Klasse bekam er in Nowosibirsk, und das sibirische Klima scheint ein perfekter Nährboden zu sein: Seine ehemaligen Schüler Vadim Repin, Maxim Vengerov und Natalia Prischepenko zählen inzwischen zur internationalen Solistenelite und geben beredtes Zeugnis über seine Fähigkeiten als Lehrer. Auch in Köln bildet er eine neue Generation von jungen, außergewöhnlichen Geigentalenten heran. Die Namen Chloe Hanslip, Michail Ovrutsky oder Erik Schumann sollte man sich merken. Sein Erfolgsgeheimnis hat nichts Spirituelles sondern einen handfesten praktischen Hintergrund. Er habe festgestellt, dass man jungen Geigerinnen und Geigern eine andere Technik beibringt als die, die sie später als Erwachsene benötigen. Das Umlernen koste unnötig Zeit und Kraft, warum also nicht direkt so spielen lernen wie man es später sowieso tut. Davon abhängig sei das Hören lernen. Eine falsche Technik verleite zu falschem Hören. Die Selbstkontrolle, das wichtigste Instrument eines Musikers, werde so unvollständig oder gar nicht ausgebildet. Auch die althergebrachte Repertoire-Praxis handhabt er anders. Viele Studenten lernten ein Stück für eine Semesterabschlussprüfung und legten es dann beiseite. Für ihn ist die Kontinuität im Repertoireerwerb wichtig, also lässt er seine Schüler alte Stücke irgendwann wieder hervorholen.

Inzwischen muss er nicht mehr auf die Suche nach Schülern gehen, trotzdem ist er immer an weiteren Möglichkeiten interessiert, seine Ansichten über Musik unter jungen Geigerinnen und Geigern zu verbreiten. Der AMA-Verlag aus Brühl eröffnet ihm nun eine neue, multimediale. Im Mai soll eine DVD erscheinen, die Bron mit seinem Schüler Igor Malinowski aufgenommen hat. Vier Stunden lang arbeiten sich die beiden durch das zweite Violinkonzert von Henryk Wieniawski, und die Zuschauer werden Zeugen einer – abgesehen von der Dauer – typischen Unterrichtsstunde: Malinowski spielt einen Satz, danach seziert sein Lehrer das Stück Abschnitt für Abschnitt, Phrase für Phrase. Dabei kommt Brons Leidenschaft für das Unterrichten genauso deutlich zum Ausdruck wie im direkten Kontakt. Er scheint wie ein Medium zwischen der Musik und seinen Schülern funktionieren zu wollen. Wenn er sein Instrument ansetzt, um eine Passage zu demonstrieren, bekommt sein Gesicht einen gelösten, fast entrückten Ausdruck, die Augen bleiben aber auf den Schüler geheftet und scheinen sagen zu wollen: „Verstehst du, was ich meine?“

Das Wieniawski-Konzert gehört zum Standardrepertoire für Violinstudenten. Jeder müsse es irgendwann spielen, sagt Bron dazu, und inzwischen sei es gründlich zerspielt. Er nutzt die Fülle von technischen und musikalischen Details, seine Vorstellung von Unterricht und Musizieren an den Mann oder an die Frau zu bringen. Das ist auch der Grund, warum die Wahl auf gerade dieses Konzert fiel. Es ist „State-of-the-art“-Violinkunst des romantischen 19. Jahrhunderts, „eine Fundgrube für allerlei technische Handgriffe, eine eigenartige Enzyklopädie des technischen Könnens auf der Violine“, wie Bron im Vorwort zu seiner neuen Notenausgabe des Konzertes schreibt, die er ebenfalls besorgt hat und gleichzeitig mit der DVD erscheinen soll. Aber, und darauf kommt es Bron eben auch an, es ist ebenso „eine wunderschöne, hinreißende Musik, die durch Dramatik und fesselnde Lyrik, durch geistige und emotionale Reife gekennzeichnet ist.“

Natürlich weiß Axel Mütze-Kern vom AMA-Verlag, dass das Produkt nicht unbedingt das breite Publikum ansprechen wird. Dennoch stellt diese DVD, die die erste ihrer Art auf dem Markt ist, möglicherweise die Zukunft des interaktiven Unterrichts dar.

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