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Soundbreaker
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Leinwandsprengende musikalische Energie

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Der finnische Dokumentarfilm „Soundbreaker“: Porträt des Akkordeonisten Kimmo Pohjonen
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Zwanzig Jahre lang habe er Akkordeon gespielt, ohne einen inneren Bezug zu seinem Instrument zu haben, erklärt Kimmo Pohjonen. Bis dahin sei das Akkordeon für ihn ein „Instrument für Idioten, die es spielen, um ihren Eltern zu gefallen“ gewesen. Daraus lässt sich natürlich schließen, dass auch Pohjonen, der während des Zeitraums, von dem er spricht, unter anderem an der renommierten Sibelius-Akademie Akkordeon studierte, lange versuchte, den Eltern zu gefallen. In Kimmo Koskelas Dokumentarfilm sieht man ihn in einem kurzen Ausschnitt als Neunzehnjährigen im finnischen Fernsehen, in dem er artig erklärt, er möge alle Arten von Musik. Zum anderen ist die implizite Selbstbeschimpfung als „Idiot“ ein ganz guter Hinweis darauf, woher die immense schöpferische Energie rührt, die diesen Musiker umtreibt. In Koskelas unbedingt kongenial zu nennendem Film kommt diese Energie geradezu leinwandsprengend daher.

Koskela hat keine Angst davor, sich starker Bilder zu bedienen, um Pohjonens Besessenheit von der permanenten Suche nach seinem wahren musikalischen Selbst einzufangen. In der Eingangsszene sieht man den Musiker auf einem vereisten See, nackt bis auf die Unterhose. Zielstrebig steuert er auf ein Eisloch zu und springt, als er es erreicht, ohne zu zögern hinein. Wie Koskela im Folgenden Unterwasserbilder mit Aufnahmen von einem Pohjonen-Konzert kreuzt, ist unglaublich gut gemacht und katapultiert den Zuschauer für den Rest des Films in eine andere Welt. Denn die Welt des Kimmo Pohjonen, das macht diese spektakuläre Eingangssequenz klar, ist nicht die des gefälligen musikalischen Genusses, sondern eine, in der urtümlichere Kräfte am Werke sind. – Um zu den Wurzeln seines musikalischen Wesens zu gelangen, hat Pohjonen einen langen Weg zurückgelegt. Seit dem Alter von acht Jahren spielte er Akkordeon, wurde als Kind vom Vater in demselben Mercedes zu den Auftritten seiner Polka-Band gefahren, den der erwachsene Musiker heute immer noch fährt, studierte, spielte alles von Volksmusik bis Klassik.

Ein Auftritt des afrikanischen Musikers Hukwe Zawose in Finnland änderte sein Leben. Pohjonen geht nach Tansania, um bei Zawose zu studieren, stirbt in Afrika fast an Malaria und kehrt als ein anderer nach Finnland zurück. Er beginnt mit dem Akkordeon zu experimentieren, baut verschiedene MIDI-Systeme in seine Instrumente ein und erschließt sich so unendliche Möglichkeiten der Klanggestaltung. Koskelas Film zeigt unter anderem Szenen eines Projekts, das Pohjonen in Großbritannien durchgeführt hat. Zunächst bleibt es rätselhaft, was das werden könnte: Wir verfolgen Szenen auf einem Bauernhof, bei denen der Finne Geräusche der englischen Landmaschinen aufnimmt, von Traktoren, Häckslern, Dreschmaschinen, was immer der Hof hergibt. Zwischendurch kämpft der Musiker mit der Technik, führt lange Handygespräche nach Finnland, um ein Computerproblem zu lösen. Hier wird deutlich, dass der Schaffensprozess, an dessen Ende Pohjonens spektakuläre Auftritte stehen, nicht nur von reiner Kreativität getrieben wird, sondern auch eines langen Atems in der Umsetzung und eines überragenden Technikverständnisses bedarf. In einer späteren Sequenz sehen wir Pohjonen, wie er einzelne Tasten seines Knopfakkordeons mit den gespeicherten Landmaschinen-Sounds belegt.

Mit dem so präparierten Instrument wird er in einer Scheune auftreten – gemeinsam mit Bauern und Bäuerinnen, die ihre Maschinen bedienen, während Pohjonen Akkordeon spielt. Seine Kreativität scheint keine Grenzen zu kennen. In einem anderen Projekt verbindet er seine Musik mit dem Auftritt von Wrestlern – damit belebe er, wie er erklärt, eine alte Tradition wieder, denn früher seien in Finnland die Auftritte von Ringern stets von Musik begleitet worden. Es sind oft sehr männliche Settings, die Pohjonen sich sucht, und auch die Art, wie er sich persönlich inszeniert, von der punkigen Stoppelfrisur bis zu den ärmellosen Wämsen, die er bei Konzerten oft trägt – auch beim Auftritt mit dem Kronos Quartet, für das Pohjonen auch komponiert hat –, hat etwas vom machohaften Selbstverständnis eines Rockstars. Aber die Suche nach dem Mannsein in der Musik ist offenbar für diesen Ausnahmemusiker der richtige Weg gewesen, um das gefühlte Trottelimage des musizierenden Papasöhnchens ablegen zu können. Auch das zeigt Kimmo Koskelas Film, der weit mehr ist als eine Hommage, sehr eindrucksvoll. „Soundbreaker“ startet am 17. April im Kino.

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