Als Sergiu Celibidache in die Stiftskirche St. Florian einzog, da wurde es unruhig in der altehrwürdigen Kathedrale. Denn wenn Celi am Pult stand, war auch das Teil der Probenarbeit: „Die Pauken gehen nach links. Ein bisschen sparen, wir müssen noch zwei Plätze schaffen. Die Damen jetzt einen Meter nach vorne kommen. So eng wie möglich!“
Als Sergiu Celibidache in die Stiftskirche St. Florian einzog, da wurde es unruhig in der altehrwürdigen Kathedrale. Denn wenn Celi am Pult stand, war auch das Teil der Probenarbeit: „Die Pauken gehen nach links. Ein bisschen sparen, wir müssen noch zwei Plätze schaffen. Die Damen jetzt einen Meter nach vorne kommen. So eng wie möglich!“ Man muss nicht Celi-Fan sein, um zu begreifen: Hier geht es mitnichten um Details der Partitur. Klanglich war in seinen Interpretationen ja selten etwas eng. Aber der Kirchenraum von St. Florian, wo Anton Bruckner selbst als Organist tätig war, der war eng, als Celibidache dort die f-Moll-Messe aufführte. 1993 war das und Jan Schmidt-Garre war mit der Kamera dabei. Sein Film zeigt die Einstudierung im Münchner Gasteig, die Stellproben und das anschließende Konzert. Und weil das alles nicht kommentiert wird, entsteht eine Collage aus etlichen kleinen Szenen. Aber das heißt keineswegs, dass sein Streifen ein zusammenhangloses Gewirr von Archivmaterial ist. Viel eher handelt es sich hier um ein gefühlvolles Stimmungsbild, das einen ständig am Mitdenken hält. Schmidt-Garre arrangiert die drei Erzählebenen nämlich nicht stringent von der ersten Probe bis zur Aufführung, er mischt sie. Dadurch entsteht ein ruhiger, deshalb aber nicht spannungsarmer Fluss, bei dem es viel zu entdecken gibt: Celibidaches liebevollen Umgang mit „seinem“ Orchester und dem Philharmonischen Chor München.Noch spannender ist vielleicht, dass man nachvollziehen kann, was er sich bei seiner Interpretation gedacht hat. Und wer Celibidache je als schlechterdings romantisierenden Metaphysiker verunglimpfte, wird hier eines Besseren belehrt. Der Beginn des „Kyrie“ etwa ist für ihn nicht nur klingende Phänomenologie: „Warum so sentimental? Tango ist das... Ohne jede Form von Fett.“ Einzig über die Arbeit mit den Solisten erfährt man leider nicht allzu viel. Der anrührende Klangreichtum einer Margaret Price allerdings spricht ohnehin für sich selbst.
Celibidache – In Rehearsal: A. Bruckner, Große Messe Nr. 3 f-Moll; Margeret Price (Sopran), Doris Soffel (Alt), Peter Straka (Tenor), Matthias Hölle, Hans Sotin (Bass), Philharmonischer Chor München, Münchner Philharmoniker, Sergiu Celibidache; Regie: Jan Schmidt-Garre (1993)
Arthaus/Naxos 100 250 (60‘)