Marteria – Zum Glück in die Zukunft II (Four Musik, 2014) +++ You Me At Six – Cavalier Youth (BMG Rights, 2014) +++ La Fortenbacher & die Carolinger – Kamionka (Forore, 2014) +++ The Silverettes – The Real Rock‘n‘roll Chicks (ToBaGo Music, 2014) +++ Eliza Doolittle – in your hands (Warner, 2014)
Deutsche HipHop/Rap-Musik gleich böse Musik. Vorurteil. Stimmt aber oft. Zum Glück gibt es „Zum Glück in die Zukunft II“ von Marteria. Der Beweis, dass HipHop Spaß machen und ergreifen sowie gleichzeitig eine intellektuelle wie textliche Intelligenz haben kann, die manchen Hörer zu kniffligen Gedankenspielen verleiten wird. Ein Album, das Marteria auch gelungen ist, weil er sich selbst eben nicht in den Vordergrund hebt, sondern weil ihm letztendlich die Musik wichtig ist. Musik, die Rap-geprägt ist, aber sensationell leichtfüßig die Genres und Stimmungen vereint. Alles blitzt durch: Reggae, Freude, die 80er, Ehrlichkeit, Erwachsenwerden, Pop, Melancholie. Sehr schön gemacht. Hörhinweis: Kids (2 Finger an den Kopf), Mein Rostock, Welt der Wunder
Sehr jung sind die Protagonisten der britischen Rockband You Me At Six. Mit gerade mal zwanzig Jährchen auf dem Buckel hauen sie ihr viertes Studioalbum „Cavalier Youth“ raus. Dafür schon auch Respekt. Warum man aber noch nichts von ihnen gehört hat, wird schnell klar. Gerade wegen „Cavalier Youth“. Wir treffen zeitgemäßen Rock. Der ist blitzblank gewienert. Auf Kante geschnitten. Im Pro Tools Project Studio. Jegliche Dynamik wurde so zerpflückt und die ohnehin dünnen Songs im „mal laut mal leise“-Gewand werden so nicht gerade fetter. Auch ein Gastauftritt in der RTL-Daily-Soap „GZSZ“ wird dies nicht ändern. Wobei zu hoffen bleibt, dass das nicht der letzte Strohhalm war. Vergleichen lassen sich die Songs leider auch: ein bisschen Nickelback, ein wenig 3
Doors Down, und auch wie Foo Fighters würde man gerne klingen. Jungs, ein Quäntchen mehr Proletigkeit schlägt euch keinen Zacken aus dem noch unverdienten Krönchen. Hörhinweis: Alles, zur vollendeten Meinungsbildung.
Lieben oder hassen. Das bleibt alternativlos übrig beim Album „Kamionka“ von La Fortenbacher & die Carolinger. Dahinter steckt übrigens Carolin Fortenbacher, die sich mit dem Musical „Mamma Mia“ mehr als einen Namen gemacht hat. Hörbar sind dreizehn Songs, die über weite Strecken schlageresk daherkommen, doch geschickte Schlenker ins Chanson-Genre aufweisen können. Fröhlich ist das schon alles: manchmal vernimmt man sogar eine nicht negative gemeinte Zirkus-Atmosphäre, die kurzzeitig zum Schwelgen einlädt. Die aber ebenso wie alle in der Bedienungsanleitung zum Album erwähnten Zitate aus Pop, Folk, Country, Soul, Ska und Balkan schnell wieder die Ortung verliert. Klar wird: Fortenbacher liebt das, was sie da macht. Und deswegen geht das Album in jeder Hinsicht in Ordnung. Dass es musikalisch unterschiedliche Geschmäcker gibt, ist ja nicht ihre Schuld. Einen Versuch ist „Kamionka“ am Ende des Tages doch wert. Hörhinweis: Schikane, Zeit, Chef vom Ganzen …
Musik & Rockabilly. Da wird der Mund schnell trocken. Und das Auslandsjournal im ZDF wieder interessant. Keine Ahnung warum, aber Jules, Sassy und Ira von The Silverettes sind gerade dabei, das zu ändern. „The Real Rock’n’Roll Chicks“ ist ein Album, das von der ersten Sekunde überzeugt und die althergebrachten Vorurteile über Musik & Rockabilly wegschwemmt. Mit ihren Coverversionen etwa von „Evacuate the Dancefloor“, „Do you really want to hurt me“, „Sweet Dreams“ oder „Just like a Pill“, präsentieren sie ein verstaubtes Genre neu, wenn auch nicht, weil Coversongs, innovativ. Was im Ohr bleibt, sind die kräftigen Eigenkompositionen mit vielstimmigen Gesängen, eine echt gemeinte Würdigung der musikalischen Urahnen und ein ironisches Augenzwinkern. Hörhinweis: alles
Auf dem Cover steht Eliza in Großbuchstaben, diverse Plattenhändler bieten sie allerdings als Eliza Doolittle an. Wie auch immer. Im Mittelpunkt steht sowieso ihr Album „In your hands“. Und dazu lässt sich sagen: Es gibt Popmusik und Popmusik. „in your hands“ gehört zur letzteren Kategorie. Soll bedeuten: mit musikalischer Substanz, Tiefgang, Erdigkeit und Anspruch. Ohne Frage auch massenkompatibel. Aber subtil eben. Kunststück, denn Eliza schrieb bereits als Kind eigene Songs. Eine simple Mischung aus Abgehnummern, Träumnummern, Rührnummern, Lebenslustnummern und Einfachsonummern ergibt ein interessantes Album, das als Ganzes funktioniert und keinerlei Einwände zulässt. Pop darf wieder öfter so sein. Hörhinweis: Walking on Water, Team Player
Diskografie
- Marteria – Zum Glück in die Zukunft II (Four Musik, 2014)
- You Me At Six – Cavalier Youth (BMG Rights, 2014)
- La Fortenbacher & die Carolinger – Kamionka (Forore, 2014)
- The Silverettes – The Real Rock‘n‘roll Chicks (ToBaGo Music, 2014)
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Eliza Doolittle – in your hands (Warner, 2014)