Zu den ganz großen „Kultfilmen“ der 90er-Jahre gehört zweifellos Danny Boyles „Trainspotting“, nach einer Vorlage von Irvine Welsh. Zum „Kult“ dieses sicherlich auch überschätzten Films trug 1996 auch der von der damals noch existierenden EMI geschickt vermarktete Soundtrack bei, der bis heute immer noch aus irgendwelchen Lautsprechern in öffentlichen Räumen erklingt. Es war vielleicht der Soundtrack einer Generation: Iggy Pops „Lust For Life“, „Nightclubbing“ und „The Passenger“ von 1977 waren plötzlich wieder gegenwärtig, genauso wie Lou Reeds „Perfect Day“ oder New Orders „Temptation“.
Im Mix mit Brit-Pop-Bands wie Pulp oder Blur und vor allem Underworlds hypnotischem Track „Born Slippy“ orchestrierten sie Irvine Welshs Drogenwelt. Zwei Jahrzehnte später hat nun Boyle eine durchwachsene Fortsetzung gedreht: „T2“. Natürlich gibt es auch dazu wieder einen Soundtrack, an dem sich allerdings auch das Dilemma vieler aktueller Soundtracks aufzeigen lässt: die Einfallslosigkeit der Zusammenstellung. Radiogassenhauer wie Queens „Radio Gaga“ oder „Relax“ von Frankie Goes To Hollywood werden tatsächlich ergänzt von komplett überflüssigen Remixes von „Lust For Life“ oder „Born Slippy“.
Immerhin ein „Oldie“ aus den 70er-Jahren wurde von Danny Boyle für den Film wiederentdeckt: Blondies „Dreaming“. Auf der aktuellen Seite sind zwei Songs der Young Fathers zu verbuchen. Mehr gibt es nicht. Insgesamt klingt diese Zusammenstellung wie eine der unzähligen Wischiwaschi-Ü30-Compilations aus den Special Marketing-Abteilungen der großen Plattenfirmen. Wie so oft in letzter Zeit ist man erstaunt über die Fantasielosigkeit der Kompilatoren. Wie der große Hollywood-Score scheinen jetzt auch die Soundtrack-Compilations in eine tiefe Krise geraten zu sein. Die Lust an Originalität scheint zu schwinden.